Rezension Rezension (4/5*) zu Der Schneeleopard: Ein Rizzoli-&Isles-Thriller von Tess Gerritsen.

Helmut Pöll

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Teammitglied
9. Dezember 2013
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München
Leider konnten wir zu diesem Buch keine Daten ermitteln.
Spannend, aber nichts fürs Okawango-Delta

Was haben das beinahe unbezahlbare Fell eines Schneeleoparden, ein bestialischer Mord an einem Tierpräparator in Boston und eine lang zurück liegende Safari in Botswana, bei der eine komplette Reisegruppe verschwindet, miteinander zu tun? Unter normalen Umständen vermutlich ziemlich wenig. Aber dass wir es hier nicht mit normalen Umständen zu tun haben, das lässt die Autorin Tess Gerritsen in ihrem 12. Band der Rizzoli-und-Isles Reihe den Leser schnell ahnen.

Jane Rizzoli und Maura Isles sind ein eingeschworenes Ermittlerteam, das für das Boston Police Department Fälle löst. Irgendwie haben die beiden Damen Wiedererkennungswert, nicht nur aus den anderen Büchern der Reihe. Sie stehen für einen ganz bestimmten Typ, der sich in amerikanischen Crime-Serien oft findet. Es ist diese Mischung aus scharfem Verstand, Kaltschnäuzigkeit und taffem Auftreten, die man von irgendwoher zu kennen glaubt.

Überhaupt scheinen Amerikaner einen etwas stärkeren Hang zu Drama und Klischee zu haben als andere Nationalitäten. Und da macht Tess Gerritsen als Autorin keine Ausnahme. Die Mutter der Polizistin Jane Rizzoli sitzt als psychopathische Mörderin im Gefängnis. Ihr Mann ist - natürlich - Special Agent beim FBI. Vermutlich gibt es diese Kombinationen wirklich, mir erschien sie ein klein wenig klischeehaft. Eine andere Lebenswirklichkeit durch einen ganz anderen Beruf eines Partners hätte der Geschichte vielleicht eine zusätzliche Dynamik gegeben.

Aber Klischee hin oder her: die Geschichte hat es in sich. Gerritsens Erzählung über die Safari in Botswana und eine sich unter alptraumhaften Umständen auflösende Reisegruppe hat etwas sehr Beklemmendes. Das geht nicht mehr aus dem Kopf. Wer den Schneeleopard gelesen hat, dessen erster Gedanke ist vor einer Reise ins Okawango-Delta sicher nicht mehr das vergessene Mosiktonetz. Aber das hat was, genauso wie die raffiniert konstruierte Verbindung zu den Verbrechen in Boston Jahre später.

Der Schneeleopard bietet in jedem Fall spannende und leicht zu lesende Unterhaltung mit routinierten Protagonisten, eine überraschende Auflösung und kann unter Umständen zu modifizierten Urlaubsplänen führen. Wer vor hat demnächst ins Okawango-Delta zu reisen, der sollte sich für die Reise eher nach einer anderen Urlaubslektüre umschauen und den Schneeleopard später lesen.