Rezension (4/5*) zu Der Schlaf und der Tod von A. J. Kazinski

wal.li

Bekanntes Mitglied
1. Mai 2014
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Die große Frage

In tiefer Nacht wird Kommissar Nils Bentzon gerufen, eine junge Frau steht auf einer Brücke und es sieht ganz so aus, als wolle sie sich jeden Moment hinunterstürzen. Bentzon versucht alles in seiner Macht stehende, um sie zur Umkehr zu bewegen. Leider versagt gerade an dem Tag seine viel beschworene Fähigkeit, noch jeden zur Umkehr bewegt zu haben. Die junge Frau springt in den Tod. Obwohl es sich offensichtlich um einen Selbstmord handelt, soll ermittelt werden, was die junge Frau bewogen haben könnte, zu springen. Gleichzeitig steht es mit der Ehe des Kommissars nicht zum Besten.

Das Autorenduo, das sich A. J. Kazinski nennt, schickt den Kommissar Nils Bentzon wirklich auf eine Tour de Force. Und als Leser oder in diesem Fall als Hörer muss man mit. Zunächst beginnen die Ermittlungen im Milieu der Ballett-Tänzer, denn die Verstorbene war Primaballerina am Kopenhagener Ballett. Sie schien mit ihrer Rolle verwachsen zu sein, hatte eine Affinität zum Tod und war quasi wieder auferstanden wie Giselle. Während sich Nils auf die Suche nach dem Grund macht, hält seine Frau Hannah eine Art Gerichtsverhandlung ab, deren Ausgang völlig ungewiss ist. Hannah ist Astrophysikerin und möchte alle Probleme mit ihrem logischen Verstand lösen. Könnte Platons Phaidon ihr da eine Hilfe sein? Sie findet das Buch auf Nils Tisch, eine Seite allerdings fehlt.

Bei dem Buch handelt es sich um eines der Bücher, die dem Leser gehörig etwas abverlangen. Wie der Titel sehr treffend sagt, beschäftigt es sich mit dem Schlaf und dem Tod und das auf eine Art und Weise, die den Leser nicht unberührt lassen kann. Allerdings wird man möglicherweise einen gewissen Widerwillen empfinden und doch nicht losgelassen werden. Die beteiligten Personen haben eine Herangehensweise an das Thema des allgegenwärtigen Endes, die mitunter schwer verdaulich ist, wobei die Auswüchse bei jedem auf eine andere besondere Weise schwierig ist. Man fragt sich, ob man sich damit überhaupt beschäftigen will. Doch nach und nach wird man dahin geführt, die Zusammenhänge zu verstehen und so gerät man immer mehr in den Bann der Handlung. Dabei unterstützt die hervorragende Lesung von David Nathan, der für seine tollen Krimi-Interpretationen bereits bekannt ist.


 

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