Rezension Rezension (4/5*) zu Der Psychologe: Kriminalroman von Gabriel Rolón.

wal.li

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1. Mai 2014
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Buchinformationen und Rezensionen zu Der Psychologe: Kriminalroman von Gabriel Rolón
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Die Wahrheit

Der reiche Roberto Vanussi ist ermordet aufgefunden worden, anscheinend war er schon eine Weile tot. Sein psychisch kranker Sohn Javier gesteht die Tat und wird in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Die Ermittlungen in dem Fall werden daraufhin eingestellt. Dennoch taucht bald darauf die Schwester des Beschuldigten bei dem bekannten Psychologen Pablo Rouviot auf. Sie bittet Rouviot darum, ein Gutachten über den Geisteszustand ihres Bruders zum Tatzeitpunkt zu erstellen, denn sie zweifelt an dessen Schuldfähigkeit. Pablo Rouviot setzt daraufhin all sein Können ein, allerdings nicht nur, um seinen Auftrag zu erfüllen, nein, er will auch die ganze Wahrheit finden.

Will man die Wahrheit immer erfahren? Was, wenn eine Wahrheit ans Licht kommt, die besser im Verborgenen geblieben wäre? Wer hat Interesse an der Wahrheit oder eben daran, dass sie nicht gefunden wird? Und wer hat die Fäden in der Hand? In Unwissenheit all dieser Gedanken, begibt sich Pablo Rouviot daran, mehr über Javier und seine Familie zu erfahren. Schnell jedoch merkt er, dass es mit einer bloßen Sichtung der Akten, sofern er überhaupt Zugang dazu erhält, nicht getan ist. Fast schon detektivisch beginnt er, die Menschen aus Javiers Umgebung zu befragen. Wie waren Javiers Lebensumstände? Kann er wirklich zu einem Tötungsdelikt fähig sein? Sollte er Rouviot ein Gutachten erstellen, darf es keinen Zweifel geben.

Mit seinem Debütroman ist Gabriel Rolón ein ausgesprochen fesselndes Kriminalstück gelungen. Sein Hauptdarsteller, der Psychologe Pablo Rouviot erforscht die Wahrheit mit großer Akribie. Unabhängiger als die Polizei, die manchmal Anweisungen auszuführen hat, gräbt Roviot nach jedem Hinweis. Je weiter er allerdings sucht, desto Anzeichen treten zutage, dass er vielleicht in ein Wespennest gegriffen hat. Mit den Erkenntnissen Pablos wächst sein Unbehagen über den Hintergrund der Tat. Und wie Pablo ergeht es auch dem Leser. Die Zweifel an der Notwendigkeit des Hervorbringens der absoluten Wahrheit wachsen. Die Analyse der Tat und des offensichtlichen Täters ergibt keine Lösung im üblichen Sinne. Wer, was womit zu tun hat bleibt ungewiss. Die letzte Wahrheit wird nicht offenbart. Und dennoch wird genug enthüllt, um den Leser auf jeder Seite zu fesseln. Zum Ende des Romans könnte man zu dem Gedanken verführt werden, Pablo Rouviot solle noch weitere Fälle lösen, doch der Internetauftritt des Autors lässt dazu keine weiteren Rückschlüsse zu. Allerdings gibt es einen Hinweis auf die Verfilmung des Roman, auf die man dann vielleicht auch hier gespannt sein darf. So bleibt eine leicht unvollendete Story, die einem allerdings einen packenden mitunter verstörenden Ausflug in die Tiefen der menschlichen Seele erlaubt. Lesenswert.

4,5 Sterne

 

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