Rezension Rezension (4/5*) zu Der Pflegefall: Kriminalroman von Olivia Monti.

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30. April 2014
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Buchinformationen und Rezensionen zu Der Pflegefall: Kriminalroman von Olivia Monti
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ein Buch mit intensiven Psychogrammen

Die Geschichte wird ausschließlich aus der Sicht von Anna Zerbst erzählt.

Annas Verhältnis zu Herrn Brunt ist sehr zwiespältig. Die Autorin schafft es auch, diesen Zwiespalt glaubhaft auf den Leser zu übertragen. Immer wieder im Verlaufe der Story fragt man sich, ob Herr Brunt tatsächlich ein verschlagener, unsympathischer, alter Mann, dem man den Gifttod wünschen sollte oder ist er trotz allem ein bedauernswertes Opfer, das es zu retten gilt? Die Sprunghaftigkeit, mit der er Anna behandelt, lässt einen beim Lesen immer wieder zweifeln und seine Einstellung zu den Sachverhalten hinterfragen.

Diese Zweifel tragen in einem erheblichen Maße zur Spannung der Geschichte bei, ebenso wie die überraschenden Wendungen, die eingebaut sind. Ein ums andere Mal fragt man sich, welcher Version der verschiedenen Geschichten man Glauben schenken soll.

Um Annas Reaktionen auf manche Geschehnisse nachvollziehbarer zu machen, hätte ich mir das ein oder andere Mal eine etwas detailliertere Schilderung ihrer Gedankengänge gewünscht.

Der Schreibstil ist einfach und klar, so dass sich die Story recht flüssig lesen lässt.

Die Psychogramme, die Olivia Monti entworfen hat, sind recht intensiv und lassen den Leser mitunter schaudern. Auch wenn “Der Pflegefall” nicht meiner persönlichen Definition von Krimi entspricht, ist das Buch unter psychologischen Gesichtspunkten ein sehr gelungener Roman, der über einen gewissen Nachhall verfügt.