Rezension (4/5*) zu Der Mann, der Luft zum Frühstück aß von Radek Knapp

LillySjö

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20. Februar 2017
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morgenwald.eu
Buchinformationen und Rezensionen zu Der Mann, der Luft zum Frühstück aß von Radek Knapp
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Wie Poesie

Inhalt:
Walerian, den seine Mutter nach einem Beruhigungsmittel benannt hat, wächst bei seinen Großeltern in Polen auf, nachdem seine Mutter ihn "übers Wochenende" dort abgegeben hat und erst 11 Jahre später wieder auftauchte. Mit der Begründung, sie sei nur einmal jung, aber ihr Sohn sei auch noch da, wenn sie alt ist.
Sie will ihren Sohn nur kurz mit in die Stadt nehmen, aber entführt ihn nach Österreich. Dort muss er nun leben und sich zurecht finden, ohne die Sprache zu kennen.
Immer mal wieder überkommt ihm eine Lethargie, bei der er nur noch vor sich hinstarrt und alles drumherum vergisst.
Radek Knapp schildert Walerians Weg ins Erwachsenenleben. Mit dem Elan, den junge Menschen an der Grenze zum Erwachsensein haben und der innerlichen Zerrissenheit von jemandem, dem die Verbindungen zu seine Wurzeln gekappt wurden.

Der Autor:
Der Autor wurde 1964 in Polen geboren, wuchs dort bei seinen Großeltern auf, bis er 1976 mit seiner Mutter nach Wien kam. Er ging auf die Handelakademie, studierte danach Philosophie und hielt sich mit verschiedenen Jobs über Wasser.

Es scheint, als habe das Buch sehr autobiographische Züge.


Meine Meinung:
Am Anfang tat ich mich etwas schwer mit dem Buch. Der Autor erzählt so vor sich hin und mir war nicht klar, wo er lang will. Doch dann fing er mich mit seiner Sprache ein, die ich eigentlich nicht anders bezeichnen kann als mit Poesie.
Er schreibt ganz einfach und deutet vieles nur an. Hier ist der Leser aufgefordert mitzudenken. Von seiner Art zu schreiben könnte man zB meinen, dass es Walerian gut geht und alles locker flockig ist. Aber das ist es beileibe nicht.
Die Geschichte an sich ist vielleicht gar nicht so herausragend. Aber er malt mit den Worten Bilder. Z.B. "Niemand wusste so richtig, was im Kopf meiner Mutter vorging. Leute, die sie kannten, behaupteten, dass dort eine entzückende Leere herrschte, andere wiederum konnten geradezu den Donner hören, den der eingeschlossene Geist beim Nachdenken erzeugte." Mit diesem Satz fängt die Geschichte an.
Er hat mich auch immer wieder zum schmunzeln gebracht, auch wenn die Situationen eigentlich ernst waren.
Ein schönes, kleines Buch, das mich lächelnd und nachdenklich zurück lässt.