Rezension Rezension (4/5*) zu Der japanische Liebhaber: Roman von Isabel Allende.

Bibliomarie

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10. September 2015
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Eine lebenslange Liebe

Isabell Allende ist seit ihrem Welterfolg „Das Geisterhaus“ eine äußerst produktive Autorin geworden. Mit schöner Regelmäßigkeit erscheint alle 2 Jahre ein neuer Roman. Nicht jedes Mal gelingt ihr ein Spitzentitel, aber Bestseller werden sie allemal. Das liegt sicher daran, dass Allende gut schreiben kann, sie beherrscht eben ihr Handwerk – und genau das denke ich manchmal, manche ihrer letzten Bücher waren mehr Handwerk als Kunst.
In ihrem neuen Roman der in San Francisco angesiedelt ist, Alma Belasco lebt dort in einer recht exclusiven Seniorenresidenz, in der Irina, eine junge Immigrantin aus Moldavien, arbeitet. Beide kommen ganz gut miteinander aus. Auch Alma hat als junges Mädchen ihre Heimat verlassen müssen, vor den Gräueln der Judenprogrome haben ihre Elterns sie nach Amerika zu Onkel und Tante geschickt. Es war ein Abschied für immer, sie sollte ihr Elten niemals wiedersehen.
Irina erledigt für Alma einige kleine Aufträge, verwundert ist sie über regelmäßige Blumenlieferungen, Briefe und kleine Geschenke. Das macht sie neugierig, vor allem da Alma recht unwirsch und exzentrisch auf Nachfragen reagiert, zusammen mit Almas Enkel Seth macht sie Irina daran das Geheimnis zu lösen. Ich verrate jetzt nicht zuviel, der Titel sagt es ja schon, es gibt einen Liebhaber in Almas Leben. Ein Japaner, Ichimei, der ebenfalls ein Fremder im Land war, und der für viele Schicksale japanischer Immigranten steht, die nach dem Eintritt Japans in den 2. Weltkrieg interniert und verfolgt wurden.
Verlorene Heimat, ein Neubeginn in einem fremden Land – dieses Schicksal verbindet die drei Hauptpersonen in diesem Roman, Irina in der Gegenwart und Alma und Ichimei in der Vergangenheit, die in Rückblenden erzählt wird. Die einzelnen Handlungsstränge verweben sich im Lauf der Handlung immer mehr.
Isabell Allende lässt in diesem neuen Buch ihre Figuren reichlich vom Schicksal beuteln. Das ist mir persönlich fast schon zuviel. Aber ihre Stilsicherheit und ihr Können verhindern, dass es ins melodramtische abgleitet. Wie immer lohnt es sich, „die neue Allende“ zu lesen.