Rezension Rezension (4/5*) zu Der Archivar der Welt Roman von Lia Tilon.

MRO1975

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11. August 2018
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Buchinformationen und Rezensionen zu Der Archivar der Welt Roman von Lia Tilon
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Mit dem Fotoapparat um die Welt

Nach einer wahren Geschichte: Albert Kahn hat sich aus eigener Kraft bis in die Position eines wohlhabenden Bankiers hochgearbeitet. Er hat nie geheiratet und hat keine Kinder. Stattdessen hat er eine Vision. Nach den schrecklichen Erfahrungen des ersten Weltkriegs will er die Menschen überall auf der Welt näher zusammenbringen. Sein Mittel: Die gerade erfundene Farbfotografie. Denn Albert Kahn glaubt, dass – wer sich von Angesicht zu Angesicht gesehen hat – keinen Krieg gegeneinander führen kann.

Albert Kahn begibt sich also auf eine Reise um die Welt. Auf diese Reise nimmt er seinen Chauffeur Alfred Dutertre mit, den er für technisch versiert genug hält, die komplizierten Apparaturen der ersten Fotoapparate zu bedienen. Alfred Dutertre und eine Reihe weiterer Fotografen, die Albert Kahn im Laufe der Jahre beauftragt, legen eine riesige Sammlung an, die am Ende etliche tausend Fotos umfasst.

Die Geschichte wird aus der Perspektive Alfred Dutertres erzählt. Seine Tagebuchauf-zeichnungen von der Weltreise ziehen sich wie ein roter Faden durch das Buch. Am Ende sind einige der im Buch erwähnten Fotografien abgedruckt. "Dazwischen" erfährt der Leser, wie es mit Albert Kahn weiter ging. Er hat mit der Weltwirtschaftskrise sein Vermögen verloren; die falschen Freunde kommen nicht mehr in sein Haus. Er ist alt, allein und der nächste Weltkrieg steht vor der Tür. Bei ihm geblieben ist allerdings Alfred Dutertre, der viel mehr als nur sein Chauffeur und Fotograf war.

Das Projekt und die Freundschaft der beiden Männer sind beeindruckend. Die Tage-buchaufzeichnungen und die Fotografien sind sehr bewegend, nehmen allerdings nur einen vergleichsweise geringen Raum in dem Buch ein. Das widersprach meinen Erwartungen. Ich hatte gehofft, auf die Reise mitgenommen zu werden. Stattdessen dominieren in dem Buch die Kapitel, in denen Alfred Dutertre den alten Albert Kahn pflegt und sich bei seinen langen Wanderungen durch dessen alte Villa sporadisch an einzelne Begebenheiten erinnert. Diese Erinnerungen wirkten auf mich ungeordnet und waren mir auch zu kurz, als dass ich mich hätte hineinvertiefen können. Aufgrund der enttäuschten Erwartung würde ich hier eigentlich drei bis vier Sterne vergeben. Da das Projekt und die Geschichte an sich aber anerkennenswert sind, runde ich auf vier Sterne auf.



 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Aufgrund der enttäuschten Erwartung würde ich hier eigentlich drei bis vier Sterne vergeben. Da das Projekt und die Geschichte an sich aber anerkennenswert sind, runde ich auf vier Sterne auf.
Da habe ich alles richtig gemacht :)
Immer, wenn ich Reiseberichte höre, bin ich raus.
Danke für deine Rezi, die ja nicht ganz so euphorisch ist wie die unseres @kingofmusic . Der wird bestimmt bei der Kakerlake wieder voll abheben und auf seine kafkaesken Kosten kommen :D