Rezension Rezension (4/5*) zu Der andere Ich: Verwirrungen in Barcelona von Jürgen Vogel.

parden

Bekanntes Mitglied
13. April 2014
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Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
Doppelgänger...

David Adolphy fliegt beruflich für einige Wochen nach Barcelona, um dort mit einem alten Freund an einem Projekt zu arbeiten. Neben der Arbeit genießt er jedoch auch das spätsommerliche Barcelona, das er bereits aus früheren Jahren kennt. Als er über den Markt schlendert, reagiert plötzlich eine junge Frau unerwartet heftig auf seinen Anblick: sie wird ohnmächtig.
Irritiert begleitet David sie daraufhin in ein Café und erfährt dort den Grund für ihren offensichtlichen Schock: er sehe ihrem verstorbenen Mann Philippe täuschend ähnlich. Fotos offenbaren diese Ähnlichkeit, die auch David verblüfft. Scheinbar haben sie jedoch nichts in ihrer Biografie gemein...

Die Neugierde ist jedenfalls geweckt, und so lernen David und Silvia sich allmählich kennen. Beinahe täglich treffen sie sich - zum Reden, Betrachten von Fotos, zu gemeinsamen Ausflügen, zum Essen. Und auch die Kinder Philippes treffen schließlich auf David, der ihrem verstorbenen Vater wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Misstrauen wird zu Verwirrung wird zu einem angenehmen Miteinander - doch was steckt nun eigentlich dahinter?

Jürgen Vogel (nein, nicht der bekannte Schauspieler) präsentiert hier eine angenehme Mischung aus einer etwas mysteriösen Geschichte, die nicht nur die Hauptcharaktere in Verwirrung stürzt, und einem angenehmen Gang durch das spätsommerliche Barcelona, was den Leser fast schon in Urlaubsstimmung versetzt. Kurze Kapitel fördern den Lesefluss, und gelegentlich sind auch kleine Traumsequenzen dazwischengeschaltet, in denen ein jüngerer David auf den ebenso jungen Philippe trifft. So wird David auch mit seinem Doppelgänger fast schon vertraut.

Der Schreibstil ist angenehm, manchmal noch etwas holperig verschachtelt, aber sehr bildhaft. Die Personen lernen sich gegenseitig allmählich besser kennen - und der Leser mit ihnen. Die geschilderten Gefühle und Gedanken der Beteiligten wirken authentisch. Über das Staunen kommt man aber kaum hinaus, denn dann - ist das Buch auch schon wieder zu Ende.
Zum Glück habe ich durch das Nachlesen einer Leserunde zu dem Buch erfahren, dass es sich hier wohl um den ersten Band eines Dreiteilers handelt. Im Buch fehlt darauf leider jeder Hinweis. So kann ich mit dem doch eher offenen Ende noch besser umgehen und hoffe auf eine erleuchtende Fortsetzung!

Das Geheimnis des Doppelgängers - es ist noch lange nicht gelüftet!


© Parden