Rezension Rezension (4/5*) zu Den Kopf in den Wolken von Elizabeth McCracken.

Renie

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19. Mai 2014
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Buchinformationen und Rezensionen zu Den Kopf in den Wolken von Elizabeth McCracken
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eine ungewöhnliche Freundschaft und Liebe

Die Geschichte:
Peggy ist Bibliothekarin in einer amerikanischen Kleinstadt in der Nähe von New York. Eines Tages lernt sie in ihrer Bibliothek James kennen. James ist 11 Jahre alt und bereits 1,84 m groß. Er leidet unter einer Krankheit, die ihn unaufhörlich wachsen lässt. Er weiß, dass er nur ein kurzes Leben vor sich hat. Zwischen James und Peggy entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft, die bei Peggy zur Liebe wächst. Sie kümmert sich die nächsten Jahre um ihn bis er mit Anfang 20 verstirbt.

Charaktere:
Das Buch ist aus der Sicht von Peggy geschrieben, die rückblickend über die Jahre, die sie mit James verbracht hat, berichtet. Sie hat einen sehr trockenen Humor und ist sehr zynisch. Als Frau, die außer ihren Büchern nichts hat und sich auch schwer damit tut, andere Menschen an sich heran zu lassen, wirkt sie trotz ihres jungen Alters wie eine alte Jungfer. Als sie James kennen lernt ist er 11 und sie 25 Jahre alt. Von Anfang an macht sie es sich zur Aufgabe, sich um James zu kümmern. Sie will ihn vor seiner Umwelt beschützen, das Kümmern wird für sie zum Lebensinhalt. Innerhalb kurzer Zeit entwickelt sie tiefere Gefühle für James. Sie tut sich jedoch schwer damit, ihm diese zu zeigen.

James möchte ein ganz normaler Junge sein, was natürlich seine Körpergröße und seine Umwelt nicht zulassen. Der Alltag wird für ihn oft zum unüberwindlichen Problem. Er wirkt sehr verletzlich, ernsthaft und verschlossen. Die Freundschaft zu Peggy entwickelt sich langsam. Anfangs ist sie nur die nette Bibliothekarin, die jedoch im Verlauf der kommenden Jahre immer größeren Einfluss auf ihn nimmt und somit zum festen Bestandteil seines Lebens wird.

Stil:
Man hat den Eindruck dass sich das körperliche Wachstum von James auch in seinem Anteil an der Geschichte wiederfindet.
Anfangs handelt die Geschichte hauptsächlich von Peggy – ihrer Vergangenheit und ihrem Alltag. Doch im Lauf der Geschichte wird James immer mehr Bestandteil der Handlung.
Als Leser kommt man James selten „nahe“. Es herrscht eine Distanz zu ihm, fast als ob man als Leser zu den Menschen gehört, deren Blicken James während seines Lebens ausgesetzt war. So schwankt man auch zwischen Gefühlen wie Mitleid, Betroffenheit, Staunen. Daher wird die Geschichte auch nie rührselig, was man spätestens mit dem Tod von James erwarten könnte.

Meine Bewertung:
Es gibt für mich eine Schwachstelle in dem Buch: Ich habe nicht verstanden, warum für Peggy die Freundschaft zur Liebe wird. Als sich die beiden kennen lernen ist sie eine Erwachsene und er noch ein Kind. Und trotzdem hat sie tiefere Gefühle für ihn. Verwechselt sie ihren Beschützerinstinkt mit Liebe? Es gibt mehrere Ansätze in dem Buch, diese Liebe zu erklären, für mich jedoch leider nicht schlüssig.
Trotzdem ist dieses Buch außergewöhnlich; eine interessante Geschichte, die sehr schön geschrieben ist.