Rezension Rezension (4/5*) zu Das Traumbuch: Roman von Nina George.

wal.li

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1. Mai 2014
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Buchinformationen und Rezensionen zu Das Traumbuch: Roman von Nina George
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Wo bist du?

Der 13jährige Sam hat seinen Vater Henri nie kennengelernt, etwas, das er unbedingt ändern will. Er schreibt ihm, doch der Vater taucht nicht auf. Sam erfährt, dass sein Vater einen schweren Unfall hatte und im künstlichen Koma liegt. Jeden Tag besucht Sam seinen Vater und im Krankenhaus trifft er auf Eddie, die früher mit Henri zusammen war. Eddie, die Henri nie ganz loslassen konnte, obwohl er ihr das Herz gebrochen hat. Gemeinsam betreuen sie Henri im Krankenhaus und haben Hoffnung, dass er bald wieder gesund wird. Doch als sich die Ärzte entschließen, Henri aus dem künstlichen Koma zu wecken, erleidet er einen Herzstillstand, nach dem er dann tatsächlich ins Koma fällt.

Was geschieht, wenn man so zwischen Leben und Tod ist? Gibt es da überhaupt irgendetwas? Wer kann das so genau sagen? Ist es eher ein traumloser Schlaf, wie an- und ausgeknipst, wie eine Narkose? Oder betritt man eine andere Welt, die da ist, der man aber nicht entfliehen kann? Wie viel Kraft und Willen braucht es, um zurück zu kommen. Können die Liebsten merken, wenn man da ist und doch nicht da? Wie schwer fällt es, sich mit diesen Fragen zu beschäftigen? Fragen, über den Tod und das Sterben, denen man nicht entrinnen kann. Jeder erlebt den Moment, in dem ein lieber Mensch stirbt. Manchmal früher, manchmal später, aber keinem bleibt die Erfahrung erspart. Welche Vorstellung von dem davor, dem danach oder dem dazwischen hat man oder möchte man haben. Dem Toten schließlich sieht man an, dass die Seele nicht mehr da ist. Hat sie sich in nichts aufgelöst oder bleibt sie und kann sie etwas mitnehmen?

Gefühlvoll und mitreißend beschreibt Nina George die Zeit nach Henris Unfall jeweils aus der Perspektive der beteiligten Personen. Sie malt deren Gedanken, Wünsche, Gefühle und Hoffnungen. Der 13jährige Sam ist eine ganz besondere Persönlichkeit, außerordentlich intelligent und empfindsam. Man wünscht sich, ein wenig so zu sein wie er. Man wünscht sich, so kämpfen zu können wie er. Man wünscht sich eine zweite Chance für Eddie und Henri. Man saugt den Inhalt der Seiten des Buches auf. Man spürt den Schmerz und die Hoffnung. Eigentlich möchte man, dass jeden Tag die Sonne scheint. Man bleibt ergriffen und nachdenklich zurück.

4,5 Sterne