Am Gipfel des Kilimandscharo: Hans, ein so zurückhaltender wie weltoffener Hamburger, ist endlich da, wo er schon ein halbes Leben lang hinwollte. Hier, auf dem Dach von Afrika, will er endlich mit seiner Vergangenheit ins Reine kommen. Doch am Grunde des Kraters steht bereits ein Zelt, und in diesem Zelt hockt der Tscharli, ein Ur-Bayer – respektlos, ohne Benimm und mit unerträglichen Ansichten.
In der Nacht bricht ein Schneesturm herein und schweißt die beiden wider Willen zusammen. Es beginnt eine gemeinsame Reise, unglaublich rasant und authentisch erzählt, wie das nur Politycki kann, gespickt mit absurden und aberwitzigen Abenteuern. Als sich die beiden schließlich die Geschichte ihrer großen Liebe anvertrauen, erkennen sie, dass sie mit dem Leben noch eine Rechnung offen haben. Doch der Tod fährt in Afrika immer mit, und nur einer der beiden wird die Heimreise antreten.
Dieser grandiose Roman über zwei sehr gegensätzliche Weggefährten, jeder auf seine Weise von der Liebe gezeichnet, verhandelt zugleich ein großes gesellschaftspolitisches Thema: Wie findet zusammen, was nicht zusammen passt – auch über einen tiefen Graben hinweg.Kaufen
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AFRIKABILANZ ZWEIER REISENDER
Kurzmeinung: Ist Afrika wirklich so? Jedenfalls haben der Tscharlie und der Hansi so ganz eigene Erfahrungen auf und mit diesem Kontinent gemacht.
Der in die Jahre gekommene Hans hat eine alte Rechnung offen mit Afrika. Also plant er erneut eine Reise zum Kilimandscharo. Dort angekommen, trifft er den Tscharlie an. Der ihm die Stille der eisigen Nacht am Kilimandscharo streitig macht.
Die gegenseitige Antipathie ist heftig. Doch Bergleute sind ja „nett“ zueinander, alte Bergkameradie, das gehört sich so. Und so giftet man sich zwar ein bisschen an, kommt sich aber auch näher.
Der Leser muss sich rasch von der Vorstellung verabschieden, man bekäme mit dem vorliegenden Roman eine Liebeserkärung an Afrika, etwa Beschreibungen schönsten Lokalkolorits und jede Menge an Informationen über Land und Leute. Sonst ist er enttäuscht. Besonders viel Lokalkolorit bekommt man nämlich nicht, obwohl man sowohl mit dem Tscharlie in der Gegenwart wie auch mit dem Hansi in der Vergangenheit eine Art Roadtrip durch Afrika macht. Man trifft auf Lebensfreude, Pragmatismus, Schlamperei, Flüchtlinge, Krieg. Aber eigentlich ist „Was uns keiner nehmen kann“ ein reiner Beziehungsroman.
Sowohl der Tscharlie wie auch der Hansi schleppen ein Trauma mit sich herum. Der Tscharlie wird an dem seinen sterben, der Hansi ist an seinem nicht gestorben. Beide Männer erleiden eine heftige Krankengeschichte und der Autor, der autobiographische Details seiner eigenen Knieoperationen und Afrikareise einfließen ließ, spart leider nicht mit unappetitlichen Details. „Was uns keiner nehmen kann“ ist daher sicherlich eine Story, an der angehende Krankenschwestern ihre helle Freude haben werden. Es fließt Eiter in Massen und jede Menge Blut in die Kloschüssel. Für diese Unappetitlichkeiten, die in dieser drastischen Weise, meiner Meinung nach, nicht nötig gewesen wären, gibt es Punkteabzug.
Ansonsten ist die Annäherung der beiden unterschiedlichen Männer und der Austausch ihrer Lebensgeschichten durchaus unterhaltsam und sogar mit einer gewissen erzählerischen Sogwirkung geschrieben.
Ja, es gibt kleine erzählerische Schwächen und Wiederholungen, trotzdem bekommt man einen Eindruck von dem, was die Reisenden bewegt. Wiederholt stellen sie fest, einmal resignierend, einmal mit Freude, einmal begeistert und dann wieder depressiv, „das ist halt Afrika“. Man ist fatalistisch, weil man die Dinge nicht ändern kann, aber die Lebensfreude ist stärker als aller Frust: „Der Tod steht schon im Raum und es wird noch einmal getanzt. Das ist halt Afrika.“
FAZIT: Anständig erzählt. Nur warum man sich ausgerechnet für den Tscharlie oder für den Hansi besonders interessieren sollte, hat sich der geneigten Leserin nicht erschlossen. Vielleicht deshalb nicht, weil sie nicht Krankenschwester ist. Und an Blut und Eiter wenig interessiert.
Kategorie: Gute Unterhaltung
Verlag: Hoffmann und Kampe, 2020
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