Rezension Rezension (4/5*) zu Das Haus des Windes: Roman von Louise Erdrich.

wal.li

Bekanntes Mitglied
1. Mai 2014
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49
Windigo

Joes Mutter ist noch einmal weggefahren, sie will eine Akte holen. Zunächst machen Joe und sein Vater sich keine Gedanken, weil die Mutter noch unterwegs ist, obwohl doch schon die Essenszeit da ist. Später jedoch beginnen sie nach ihr zu suchen. Sie sind heilfroh als ihnen Geraldine im Auto entgegen kommt. Die Freude schlägt jäh in Entsetzen um, denn Geraldine ist überfallen und brutal vergewaltigt worden. Völlig aus der Bahn geworfen zieht sie sich in sich selbst zurück. Joes Vater, der als Stammesrichter arbeitet, stellt selbst Nachforschungen an. Doch leider ist nicht genau feststellbar, wo Geraldine überfallen wurde und aus diesem Grund lässt sich auch die zuständige Behörde nicht ermitteln.

Amerika Ende der 1980er, eine Vergangenheit, die doch noch nicht so fern ist. Und doch ist die Welt, in die dieser Roman einen entführt, fremd und scheint auch älter als die Jahre andeuten. Die Indianer leben vornehmlich in Reservaten, mit eigenen gesellschaftlichen Regeln und einer eigenen Rechtsprechung. Mit den Nachfahren der Einwanderer gibt es offensichtlich kaum Berührungspunkte. Es ersteht eine Welt der Trennung, die man schon überwunden wähnte. Ein Glaube, der sich vor den Nachrichten der heutigen Zeit durchaus als Irrtum erweisen könnte. Fremd zwar, aber doch nicht so fremd. Geraldine ist durch die Tat schwer gezeichnet und Joe und sein Vater versuchen alles, um sie wieder zur Teilhabe am Leben zu bringen. Zunächst gelingt das nicht und die Sorge wächst stetig. Für einen 13jährigen wie Joe ist das keine einfache Situation. Er und sein bester Freund Cappy versuchen sich abzulenken. Doch in Gedanken will Joe seiner Mutter helfen und den Täter seiner gerechten Strafe zuführen.

Witzig und tragisch zugleich versteht es der Roman zu unterhalten. Der betagte Großvater trägt dabei sehr zur Unterhaltung bei. Gleichzeitig helfen seine Geschichten zum besseren Verständnis der indianischen Kultur, deren Sagen und Mythen. Der Überfall auf Geraldine und seine Auswirkungen auf die ganze Familie stimmen eher nachdenklich und machen betroffen. Wieso können Frauen so erniedrigt werden, wieso werden nicht alle Taten mit der vollen Härte des Gesetzes verfolgt. Ein stimmiger und lehrreicher Roman, der wärmstens weiterempfohlen werden kann.


 
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