Rezension Rezension (4/5*) zu Das bisschen Kuchen: (K)ein Diät-Roman von Ellen Berg.

parden

Bekanntes Mitglied
13. April 2014
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Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
Humorvoll, schräg und unterhaltsam...


Ausgerechnet am Tag ihrer Silberhochzeit bricht für Niki die Welt zusammen. Als sie sich gerade etwas Schickes für den besonderen Abend kaufen will, sieht sie ihn. Ihren Mann - und eine Frau, Kleidergröße 34, Hand in Hand und knutschend mit ihrem Wolfgang.
Statt ihrem Mann eine Szene zu machen, bricht Niki kurzerhand in die Schweiz auf, zu einer sündhaft teuren Fastenklinik - doch sie hat ja Wolfgangs Kreditkarte. 25 gemeinsame Jahre, die wirft man doch nicht einfach so weg! Und so sagt Niki der Size-Zero-Zicke den Kampf an. Das wäre doch gelacht, wenn sie es nicht schaffen könnte, von ihrer molligen Figur loszukommen...


Man sollte für das kämpfen, was man liebt. Aber man kann nicht darum kämpfen, geliebt zu werden.


Doch so einfach ist es nicht, wie Niki sich das dachte. Sie fühlt sich fehl am Platz, als sie auf all die vielen Reichen trifft, die sich die Fastenklinik problemlos leisten können. Und kommt sich dumm vor, weil alle zu wissen scheinen, was auf sie zukommt, sie aber von den Dingen überrollt wird. Außerdem weiß sie nicht, wie sie dieser Walküre Walburga entkommen soll, die Niki mit ihrer losen Klappe ein ums andere Mal die Sprache verschlägt.
Außerdem muss sie erkennen, dass sie nicht so einfach lassen kann von den Genüssen des Lebens, denn sie isst einfach zu gerne. Und bekommt in der Klinik eine Erkenntnis präsentiert, die sie nachdenklich werden lässt.


Sie haben gegessen, um zu vergessen. Sie haben sich einen Schutzpanzer zugelegt, damit Sie nicht wahrnehmen, was rings um sie passiert. Essen betäubt Sie. Essen ist Ihre Droge. Und am Ende konnten Sie sich selbst nicht mehr spüren. Keine Freude. Keinen Schmerz. Sie haben das Gefühl für sich und Ihren Körper verloren.


Doch neben solch kleinen ernsten Einschüben ist dieses Buch vor allem eines: humorvoll. Schräge Charaktere, witzige Schlagabtausche und ein Feuerwerk an Gags lassen einen durch die Seiten hindurchschmunzeln und -lachen. Jojo-Effekt und Fressorgien, alles wird hier auf die Schippe genommen, verkommt aber nicht zum bloßen Klamauk.
Vorhersehbar? Klar. Klischeebehaftet? Natürlich. Aber ab und zu tut solch ein Buch einfach gut. Unkompliziert, Happy End garantiert, und ein Plädoyer für mehr Toleranz bekommt der Leser noch obendrauf. Mich hat es für ein paar Stunden gut unterhalten, und das war genau das, was ich mir von dem Buch erhofft hatte!


Gerne mehr davon, wenn mir mal wieder danach ist!



© Parden

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