Rezension Rezension (4/5*) zu Das Amulett von Conrad Ferdinand Meyer.

parden

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13. April 2014
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Niederrhein
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Die Bartholomäusnacht 1572

Die Erzählung 'Das Amulett' entstand aus der Beschäftigung C. F. Meyers mit der französischen Geschichte. Vor dem Hintergrund der Hugenottenverfolgung in Paris und der Bartholmäusnacht 1572 erleben wir die Freundschaft des jungen Calvinisten Hans Schadau mit dem Katholiken Wilhelm Boccard. Schadau reist nach Paris um seinem Vater nachzueifern, der unter dem berühmten Admiral Coligny gedient hatte, den Schadau glühend verehrt.

In einem Gasthof auf der Reise trifft Schadau Boccard sowie den Parlamentrat Chatillon und dessen vermeintliche Nichte Gasparde. Obwohl die beiden in religiöser Hinsicht ganz unterschiedliche Ansichten haben, befreunden sie sich und Boccard rettet seinem Freund dann zweimal das Leben. Aber es ist nicht nur die Geschichte einer Freundschaft die Meyer in 'Das Amulett' erzählt. Wir erfahren viel über geschichtliche Hintergründe, über teils bis heute andauernde Zwiste zwischen verschiedenen Religionen und erleben ihre Auflösung in Freundschaft und Liebe.

Manch ein (Hör-)Buch verleitet zum eigenen Recherchieren parallel zum Gelesenen/Gehörten. So auch hier. Von der Bartholomäusnacht hatte ich bis dato noch nie etwas gehört, aber wie so oft, wenn ich durch Bücher historische Einblicke erhalte, stelle ich fest, dass sich Geschichte immer wieder wiederholt. Pogrome, Verfolgungen, Glaubenskriege, Rassismus, Fanatismus - und jeder meint sich im absoluten Recht. Immer aufs Neue erschreckend.

Die Novelle ist eines der ersten Werke C. F. Meyers, von dem ich bislang auch noch nie etwas gehört habe, obschon er lt. Wikipedia neben Gottfried Keller und Jeremias Gotthelf zu den bedeutendsten deutschsprachigen Schweizer Dichtern des 19. Jahrhunderts zählte.

Geschildert wird die Erzählung aus der Ich-Perspektive des jungen Hugenotten Hans Schadau, und in knappem, meist sachlichem Schreibstil vorgetragen. Obwohl der Text nun nahezu 150 Jahre alt ist (die Novelle stammt aus dem Jahr 1873), ist er nach kurzer Eingewöhnung doch leicht verständlich.

Ulrich Hilke liest die ungekürzte Fassung (2 Stunden und 13 Minuten) in angenehmem Tempo, und seine markante Stimme passt hervorragend zu dem altertümlichen Text.

Lesen/Hören bildet, das stelle ich immer wieder fest. Auch wenn ich auf manche Werke nur im Rahmen gewisser Challenges stoße, bin ich doch immer wieder angenehm überrascht von den 'Funden'. So auch hier...

Empfehlenswert!


© Parden

 

RuLeka

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30. Januar 2018
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C.F. Meyer kennt man vor allem durch sein Gedichte „ Die Füße im Feuer“ und „ Der römische Brunnen“. Doch diese Novelle scheint ebenfalls sehr lesenswert zu sein. Ich bedauere es öfter, dass man vor lauter Neuerscheinungen so wenig Zeit findet für ältere Bücher.
 
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