Rezension Rezension (4/5*) zu Commissaire Le Floch und der Brunnen der Toten

wal.li

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1. Mai 2014
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Buchinformationen und Rezensionen zu Commissaire Le Floch und der Brunnen der Toten: von Jean-François Parot
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Das verschlossene Zimmer

Commissaire Le Floch soll als Vertreter der Polizei in der Oper für die Sicherheit der königlichen Familie sorgen. Deshalb ist er sofort zur Stelle als ein Bote in der königlichen Loge eine offensichtlich besorgniserregende Nachricht überbringt. Le Floch eilt zum Wohnsitz des Comte de Ruissec, wo er in der Lage ist, die Tür zu den Räumen des Sohnes der Familie zu öffnen. Der junge Mann liegt tot in seinen Gemächern. Die Umstände scheinen auf einen Selbstmord hinzuweisen. Das ist im Jahr 1762 allerdings eines der schlimmsten Vergehen, die ein Mensch begehen kann. Die Familie versucht daher den Todesfall als Unfall darzustellen.

Die Untersuchungen des Commissaire Le Floch erweisen sich als schwierig. Polizeipräfekt Sartine erscheint etwas desinteressiert, was den jungen Ermittler ebenso misstrauisch macht wie die Spuren, die er an der Leiche gefunden hat. Natürlich macht er sich unter diesem Umständen um so hartnäckiger auf die Suche nach der Wahrheit. Gemeinsam mit seinem treuen Wachtmeister Bourdeau gelingt es Le Floch ein Komplott ungeahnten Ausmaßes aufzudecken. Gibt es etwa Zusammenhänge mit der politischen Situation des Jahres 1762 oder handelt es sich um ein rein familiäres Ereignis der de Ruissecs? Je tiefer Le Floch gräbt, desto verworrener werden die Hinweise. Schon bald gibt es eine weitere Leiche.

In seinem zweiten Fall vermag Commissaire Le Floch ebenso zu überzeugen wie in seinem ersten. Der Autor versteht es aufs Beste das Paris des 18. Jahrhunderts zu beschreiben. Man hört die Kutschen, die Pferde, das Gemurmel der Menschen auf den Straßen, man meint die meist nicht gerade angenehmen Gerüche wahrzunehmen, die in den Gassen wabern. Man spürt die anheimelnde Atmosphäre, wenn Nicolas Le Floch im Kreise seiner Gönner und Freunde weilt. Man nimmt teil an den höfischen Intrigen und an der Tragödie der Familie de Ruissec. Nach und nach entfalten sich die Zusammenhänge. Geschickt werden die Handlungsstränge zunächst verflochten und dann wieder entwirrt. Dabei ist das höfische Leben und dessen Auswirkungen auf die öffentliche Ordnung immer gegenwärtig.

Ein ruhiger Kriminalroman, der das Leben in Paris um 1762 detailliert und so lebendig beschreibt, dass man fast glaubt, es könne tatsächlich so zugegangen sein.

Denjenigen, die des Französischen mächtig sind, kann gewiß auch die TV-Serie empfohlen werden, mit der bereits die ersten zwölf Teile der Reihe verfilmt worden sind.