Rezension Rezension (4/5*) zu Blutroter Flieder: Kriminalroman von Mareike Marlow.

parden

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13. April 2014
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Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
Wieder ein Wohlfühlkrimi...


Jana Hinrichs und ihre 30 Jahre jüngere Halbschwester Tessa Eichhorn leben nun bereits seit einigen Wochen gemeinsam in dem Haus am See, wozu sie das Testament ihres verstorbenen Vaters verdonnert hat. Wenn sie das Erbe nicht verlieren wollen, müssen sie es wenigstens ein Jahr in dem Haus in Burgheide, einem kleinen Örtchen irgendwo zwischen Lüneburg und Bremen, zusammen aushalten, was regelmäßig auch notariell überprüft wird. Doch es fällt beiden schwer, sich miteinander zu arrangieren - was nicht allein am gewaltigen Altersunterschied liegt. Teetrinker vs. Kaffeetrinker, Landärztin vs. Großstadtpflanze, ruhig und besonnen vs. quirlig und spontan - da sind Konflikte vorprogrammiert. Und Tessa hat sich immer noch nicht wirklich entschieden, ob sie das alles überhaupt wirklich will...

Doch bevor die Entscheidung fallen kann, taucht einmal mehr eine unerwartete Leiche in Burgheide auf. Diesmal ist es die Gutsbesitzerin eines Pferdehofs, der nicht nur Reitstunden anbietet, sondern auch sehr erfolgreich Pferde züchtet. Ausgerechnet die erfahrene Reiterin soll bei ihrem täglichen Morgenritt tödlich und auch noch ohne Helm vom Pferd gefallen sein? Für Jana und Tessa ist dies kaum zu glauben, und auch wenn die Polizei den Fall längst als Unfall zu den Akten gelegt hat, beginnen die beiden Hobbydetektivinnen wieder einmal neugierig zu ermitteln...


"Los, komm schon, raus aus den Federn (...) Auf! Auf! Der frühe Vogel fängt den Wurm." Tessa vergrub ihren Kopf wieder in den Kissen. "Und die zweite Maus bekommt den Käse." (S. 17)


Auf den zweiten Band der Reihe um Jana und Tessa habe ich mich schon sehr gefreut, nachdem mit der erste Band 'Blaubeermorde' so gut gefallen hatte. Auch hier flogen die Seiten dank des flüssigen Schreibstils, vor allem aber aufgrund der wieder einmal gelungenen Mischung aus ländlicher Idylle, duftenden Kuchenrezepten, Wortwitz, kriminalistischem Gespür und Humor nur so vorbei. Es war wirklich schön, den beiden Schwestern wiederzubegegnen und mitzuverfolgen, wie sich ihre gemeinsame Geschichte hier weiterentwickelt. Dabei fand ich es ausgesprochen entzückend, wie liebenswert selbst kleinste Details ausgearbeitet waren. Die Hühner namens 'Hellboy' und 'Hulk' seien hierfür als Beispiel genannt.

Ein wenig enttäuscht war ich, dass der junge Dorfpolizist Martin, der eher durch seine Backkünste brilliert denn durch seine Ermittlungsarbeit, hier nur wenige Auftritte hatte, so dass auch die Scharmützel mit dem für Mordfälle zuständigen und eigens aus der nahegelegenen Stadt herbeigerufenen Kommissar Kettel diesmal nahezu ausblieben. Dennoch erfuhr der Leser auch in diesem Fall, welche Leckereien Matin für den unter Zuckerentzug leidenenden Kommissar zaubern musste - und bekam die Rezepte gleich noch dazu präsentiert. Wenn es hier im Haus demnächst also nach Scones mit Clotted Cream oder aber nach Butterkuchen zu duften beginnt, ist dies den Verlockungen des Wohlfühlkrimis geschuldet.

Ein dritter Band der Reihe ist geplant, wie ich zu meiner Freude erfuhr, jedoch wird die Reihe wohl nicht mehr im Knaur Verlag herausgegeben werden. Ich hoffe, dass ich trotzdem demnächst in den Genuss kommen werde, wieder in einen Kriminalfall in Burgheide eintauchen zu dürfen. Diese Unterhaltungskrimis im Stile einer Vorabendserie gefallen mir zwischendurch nämlich ausgesprochen gut!



© Parden

 

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