Rezension Rezension (4/5*) zu Blind: Kriminalroman von Christine Brand.

Bibliomarie

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10. September 2015
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Buchinformationen und Rezensionen zu Blind: Kriminalroman von Christine Brand
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Der blinde Zeuge

Nathaniel Brenner ist seit seinem 11. Lebensjahr blind. Er hat sich gut mit seinem Handicap eingerichtet und meistert seinen Alltag mit seiner Blindenführhündin Alisha und gelegentlich mit der App „Be my eyes“, bei der Sehende um Hilfe gebeten werden können. So wird er mit Carole verbunden und während des Gesprächs hört er plötzlich Gepolter und einen Schrei und das Gespräch bricht ab. Nathaniel ist sofort klar, dass er Ohrenzeuge eines Verbrechens geworden ist, doch bei der Polizei glaubt man ihm nicht. Er beginnt auf eigene Faust zu recherchieren und bittet die TV-Journalistin Milla um Hilfe.

Sehr kurze Kapitel bestimmen das Tempo des Kriminalromans und durch den ständigen Wechsel der Perspektiven von Nathaniel zu Milla, von der Polizei zu Carole wird dieses Tempo noch verstärkt. Die Blindheit des Spurensuchers wider Willen bringt noch einen besonderen Reiz, wenn Nathaniel zum Beispiel jemand verfolgen will und seine Hündin partout einen anderen Weg gehen möchte. Je mehr die Polizei von einem Hirngespinst ausgeht umso verbissener sucht Nathaniel, denn er ist überzeugt, dass Carole in großer Gefahr ist.

Mir hat dieser Thriller sehr gut gefallen, zwei ganz unterschiedliche Handlungsstränge bestimmen das Buch und mir als Krimileserin war klar, dass sie miteinander verwoben sein müssen, auch wenn mir erst spät die Verbindung klar wurde.
Milla, die investigative Fernsehjournalistin hat mir gut gefallen und ich könnte sie mir auch Leitfigur einer Krimiserie vorstellen. Blass dagegen blieben die handelnden Polizisten, allen voran Sandro. Er ist nicht nur von Berufs wegen involviert, er ist auch gleichzeitig Millas Freund, was immer wieder zu Reibungen führt, besonders wenn sich ihre Recherchen mit seinen Ermittlungen kreuzen. Er beharrt auf seiner Schweigepflicht, fühlt sich aber sofort angegriffen, wenn in Millas Berichten Polizeiarbeit thematisiert wird. Allein schon durch seine Blindheit ist Nathaniel der am besten charakterisierte Protagonist. Wie er mit seinen verbliebenen Sinnen das Handicap auszugleichen versucht, hat mir sehr gut gefallen.

Lediglich das Ende hat mich nicht ganz überzeugen können, es bleiben nicht nur einige Fragen offen, es kam mir auch zu unvermittelt.

Hervorheben möchte ich die Gestaltung des Buches. Die Klappenbroschur mit den aufgerauten Ecken erinnert ein wenig an die Punkte der Braille Schrift. Auch die grafische Gestaltung des Titelbild mit einer verloren wirkenden Figur zwischen den Buchstaben B L I N D passen sehr gut zum Inhalt. Im Klappentext erfahre ich auch, dass die Geschichte nach einem wahren Fall empfunden ist. Diesen Fall nachzulesen lohnt sich.


 

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