Rezension Rezension (4/5*) zu Bittersüße Wahrheiten von Jürgen Vogel.

Renie

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19. Mai 2014
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Des Rätsels Lösung

Endlich kommt die Auflösung eines Rätsels, auf die ich lange gewartet habe. Mit dem Roman "Bittersüße Wahrheiten" endet Jürgen Vogels Trilogie um David Adolphy und seinem geheimnisvollen Doppelgänger.

Inhalt der Trilogie:
Die Geschichte beginnt in Barcelona, auf einem Markt (Band 1). Der Zufall lässt David und Silvia aufeinandertreffen. Es stellt sich heraus, dass David Silvias verstorbenem Manne Philippe zum Verwechseln ähnlich sieht. Auch charakterlich lassen sich die beiden Männer nicht voneinander unterscheiden. Es gibt keinerlei verwandschaftliche Beziehung zwischen den Beiden. Und doch ähneln sie sich wie eineiige Zwillinge. David freundet sich mit Silvia und ihren fast erwachsenen Kindern an. Dem Geheimnis um die Ähnlichkeit von David und Philippe kommen sie jedoch nicht auf die Spur.
Der zweite Band "Erinnerungen an Philippe" führt die Protagonisten nach Paris - der Ort, an dem Philippe durch ein Verbrechen ums Leben gekommen ist. Silvia ist von den Behörden, die sich mit der Aufklärung des Verbrechens befassen, nach Paris gebeten worden. Sie bittet David, ihr in dieser Situation beizustehen. Dabei lernt David auch die Eltern von Philippe kennen, die genauso erschrocken über seine Ähnlichkeit mit ihrem verstorbenen Sohn sind, wie zuvor Silvia und die Kinder. Der 2. Band konzentriert sich dabei auf die Erinnerungen von Silvia an ihren Mann.
Der dritte Band "Bittersüße Wahrheiten", um den es hauptsächlich in meiner Buchbesprechung geht, führt uns an die Heim- und Wirkungsstätte von David: Köln. Hier erhält er Besuch von Cassius, Philippes Sohn. Er kommt in der festen Absicht nach Köln, um endlich Antworten auf seine Fragen zu erhalten. Gemeinsam kommen David und Cassius dem Geheimnis auf die Spur. Die Dinge, die sie dabei herausfinden, sind insbesondere für David schmerzhaft und verwirrend. Und damit beginnt der Aufarbeitungsprozess um Davids und Philippes Vergangenheit.

"Kurz nachdem ich Silvia kennengelernt und von der Existenz von Philippe erfahren hatte, träumte ich häufig von ihm. Es begann zunächst mit Tagträumen, schon bald waren es eher Visionen oder auch Erscheinungen des Nachts. Stets konnte ich mich haargenau an die Träume erinnern. Zudem schienen sie mir derart real, dass ich beinahe das Gefühl hatte, Philippe wolle hierdurch Kontakt zu mir aufnehmen." (S. 29)

Der Autor Jürgen Vogel ist in "Bittersüße Wahrheiten" seiner Linie treu geblieben. Genau wie in den ersten beiden Bänden wählt er einen Schauplatz aus, den er mit großem Charme und sehr intensiv beschreibt. Der Leser fühlt sich in die Rolle des neugierigen Touristen versetzt, der mit den Protagonisten durch eine beeindruckende Stadt schlendert und dadurch das Flair dieser Stadt auf sich wirken lässt. In "Bittersüße Wahrheiten" ist es Köln. Und obwohl ich selbst schon häufig in Köln unterwegs war, habe ich mich von den Beschreibungen verzaubern lassen. Allein dieser Aspekt macht diesen Roman schon lesenswert.

Hinzu kommt das Wiedersehen Wiederlesen mit bekannten Charakteren, die einem schon in den ersten beiden Bänden ans Herz gewachsen sind. Allen voran natürlich David. Er und alle anderen zeichnen sich durch Tiefgründigkeit aus. Der Leser entwickelt sehr schnell große Sympathien für die Protagonisten.

Ein besonderes Charakteristikum der Trilogie ist die Sprache. Der Autor Jürgen Vogel hat einen ganz eigenen Sprachstil. Er wählt die Worte mit Bedacht, scheint lange an Sätzen zu feilen, bis er endlich zufrieden mit dem Ergebnis ist. Da wird kein Ausdruck leichtfertig verwendet, egal wie banal eine Situation auch sein mag. Auffällig ist seine Vorliebe für die indirekte Rede. Das nimmt manchmal das Tempo aus dem Lesefluss, weil man an vielen Sätzen hängen bleibt. Darauf muss man sich einlassen und diesen Stil als den von Jürgen Vogel akzeptieren.

"Da erzählte ich ihm von den zuvor geführten Telefonaten mit meinem Vater und Silvia. Ich sagte ihm, wie schwer er mir gefallen sei, meinen Vater nicht direkt auf die Verdächtigungen von Cassius anzusprechen. Ich berichtete ihm außerdem, dass ich glaubte, dass ...." (S. 51)

Fazit:
Der Roman "Bittersüße Wahrheiten" vereint den Zauber einer Stadt, sympathische und tiefgründige Charaktere sowie einen Sprachstil, den man fast schon als Jürgen Vogel-Stil bezeichnen kann. Ein schöner Abschluss einer Trilogie, der endlich des Rätsels Lösung präsentiert.

© Renie

 
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