Rezension (4/5*) zu Anton hat kein Glück von Lars Vasa Johansson.

parden

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13. April 2014
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49
Niederrhein
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Buchinformationen und Rezensionen zu Anton hat kein Glück von Lars Vasa Johansson
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Das rote Sofa...

Manchmal sind es ungeahnte Kleinigkeiten, die das Leben vollkommen umkrempeln. Bei Anton ist es ein rotes Chesterfield-Ledersofa, mit dem er auf einer einsamen Landstraße in einer abgelegenen Gegend Schwedens frontal zusammenstößt. Und das einen Tag nach seinem 45. Geburtstag. Statt einfach nur nach Hause zu fahren, sitzt Anton jetzt irgendwo im Nirgendwo fest und läuft los, um Hilfe für sein ramponiertes Auto zu suchen. Als ihn auf einer Waldlichtung ein kleines Mädchen anspricht und ihn bittet, ihm einen Blumenstrauß zu pflücken, hat Anton weiß Gott besseres zu tun und stapft weiter auf der Suche nach einem Haus mit Telefon. Was er jedoch nicht weiß: dieses kleine Mädchen ist kein gewöhnliches Kind - sondern eine Waldfee. Und eine nachtragende noch dazu.

Gunnar und Greta jedenfalls, auf deren Häuschen Anton kurz darauf stößt, teilen ihm mit, dass er mit dem Abschlagen der Bitte der Waldfee großes Unheil auf sich geladen habe. Auf ihm liege nun ein Fluch, der ihm nur noch Pech bescheide - bis er es nicht mehr aushalte und freiwillig den Tod wähle. Doch Anton, der als Berufszauberer mit allen Tricks vertraut ist und an vieles, aber jedenfalls nicht an Magie glaubt, kann angesichts dieser düsteren Drohung nur den Kopf schütteln. Er will sein Auto repariert haben und dann nichts wie nach Hause! Als sich die Missgeschicke zu häufen beginnen, versucht Anton zunächst, sehr pragmatisch mit den Geschehnissen umzugehen. Doch allmählich beginnt er zu ahnen, dass doch mehr an dem ist, was das verschrobenen alte Ehepaar erzählt hat, als er zu glauben bereit war...

Anton ist ein Zeitgenosse, der es einem schwer macht, ihn zu mögen. Das geht nicht nur den anderen Figuren im Roman so, sondern auch dem Leser. Im Laufe des magischen Abenteuers, das sich hier entpuppt, erinnert Anton ein wenig an den Ritter von der traurigen Gestalt - und die eingestreuten Rückblenden in seine Kindheit und Jugend machen deutlich, wie das aus ihm wurde, was er heute ist: ein erfolgloser Zauberer ohne Freunde und ohne Träume, von Neid zerfressen auf seinen ehemaligen Freund aus Kindertagen, der nun mit einer spektakulären Zaubershow durch Schweden tourt und dabei Charlotta an seiner Seite hat - Antons Ex-Freundin. Doch die Ereignisse im Zauberwald lassen die harte Kruste ganz allmählich bröckeln und sorgen für Veränderungen...

Der Roman lässt sich flüssig und leichtgängig lesen. Die Mischung aus den Geschehnissen der Gegenwart im Naturpark Tiveden und den Rückblenden in Antons Vergangenheit ist für mich gelungen, ebenso wie die Verquickung von realen Geschehnissen und Fantasyelementen. Auch der Humor kommt hier nicht zu kurz - so manche Szene ließ mich schmunzeln, und Sarkasmus und Ironie sorgten für mich für die richtige Würze. Es ist schwer, in der Fantasy-Welt noch viel Neues zu bieten, aber mit dem Lauschenden und dem Tratschenden Wald, dem Eissee, der auch im Hochsommer zugefroren ist, dem Nachtklopfer, dem Tränentriefer und dem Miststück hat Lars Vasa Johansson sich doch als sehr kreativ erwiesen.

Eine skurrile Geschichte mit einem sperrigen Charakter, der einem letztlich doch irgendwie ans Herz wächst. Allerdings konnte mich der Roman nicht so berühren wie beispielsweise Fredrik Backmans Ove. Und da dieser Name hier im Klappentext auftaucht, muss sich das Buch um Anton den Vergleich wohl gefallen lassen.

Insgesamt jedoch konnte mich der Roman gut unterhalten, mich staunen, lachen, überraschen lassen - und selbst das Dankeswort sorgte noch für einen Schmunzler. Ein angenehmer Wohlfühlroman für einen gemütlichen Nachmittag auf dem Sofa.


© Parden

 
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