Rezension Rezension (4/5*) zu Altes Land von Dörte Hansen.

wal.li

Bekanntes Mitglied
1. Mai 2014
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Dat Hus is min

Nach dem zweiten Weltkrieg kommen Vera und ihre Mutter ins Alte Land. Besonders willkommen sind sie dort nicht, zwar froh nicht mehr in der Baracke wohnen zu müssen, ziehen sie in das alte Herrenhaus. Doch die Hausherrin lässt sie sehr deutlich spüren, dass sie nicht froh ist über diese Einquartierung. Einige Zeit später kehrt der Sohn des Hauses kriegsversehrt zurück, nie wird er sich von den Folgen des Krieges erholen, dennoch heiratet er Veras Mutter und adoptiert das Kind. Die Mutter geht, Vera bleibt. Und Vera erlebt etwas Ähnliches wie einst die Stiefgroßmutter. Die Tochter ihrer Halbschwester quartiert sich nach der Trennung mit ihrem Sohn bei der unbekannten Tante ein.

Ein ruhig erzählter Roman über Flüchtlinge, die nach dem Krieg nach Westdeutschland kamen, die nichts mehr hatten, ihre Heimat verloren, denen vielleicht ein Kind gestorben war, die mit Null anfangen mussten und denen doch nicht sehr viel Mitleid oder Hilfe entgegen gebracht wurde, von denen, die vielleicht nicht ihr Haus und Hof verloren, aber doch Söhne und Töchter, die nicht viel zu geben hatten, die zum Geben gezwungen wurden. Aus welcher Sicht man es noch nachvollziehen mag, aus der der Flüchtlinge oder derer, die die Einquartierung zu ertragen hatten, die Autorin hat ein Thema aufgegriffen und mit unaufgeregter Hand geschildert, das nicht aus der Erinnerung verschwinden sollte. Gerade brandaktuell hat sie den Nerv der Zeit getroffen und man kann sich überlegen, wie man heute mit Menschen umgehen möchten, die vermutlich eher weniger freiwillig alles aufgeben und schwere Wege auf sich nehmen, um im vermeintlich gelobten Land mit einer unerwarteten Realität konfrontiert zu werden.

Gerade in den plattdeutsche Passagen sehr authentisch und berührend gelesen von der großen Hannelore Hoger.


 
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