Rezension Rezension (4/5*) zu ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei von Maxime Chattam.

Mikka Liest

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14. Februar 2015
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Hilter am Teutoburger Wald
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Buchinformationen und Rezensionen zu ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei von Maxime Chattam
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Der Parasit Mensch

Die Grundidee fand ich sehr interessant und spannend! Die Menschen haben sich auf diesem Planeten lange genug verhalten wie schädliche Parasiten: Umweltverschmutzung, Kriege, maßlose Ausbeutung der natürlichen Ressourcen... Der Organismus Erde hat ein für alle mal genug - und schlägt gnadenlos zurück. Nach einem furchtbaren Sturm sind alle Waffen geschmolzen, alle Fahrzeuge verschwunden, die Pflanzen überwuchern sämtliche Zeichen menschlicher Zivilisation, und die wenigen Überlebenden sind überwiegend Kinder, die jetzt versuchen müssen, sich eine bessere Welt aufzubauen. Schnell stellen sie fest, dass sie merkwürdige Fähigkeiten entwickeln, die ihnen dabei helfen.

Ich fand die Vorstellung faszinierend, dass der Planet Erde ein instinktives Bewusstsein hat und eine Art "Immunsystem", das er gegen den Schädling Mensch einsetzt. Nicht alles machte für mich immer 100%ig Sinn (z.B. Blitze, die Menschen ohne jegliche Rückstände verschwinden lassen?), aber nachdem ich beschlossen hatte, die Dinge einfach erstmal so zu akzeptieren, fand ich die postapokalyptische Welt, die Maxime Chattam schildert, packend, eindringlich und atmosphärisch. Ich hoffe auch darauf, dass viele Dinge in den Folgebänden noch näher erklärt werden!

Manchmal wurde mir die (durchaus wichtige!) Botschaft es Buches ein bisschen zu sehr mit dem groben Hammer eingebläut: Umweltverschmutzung und Kriege sind böse, ok?

Mit den drei Hauptcharakteren bin ich schnell warm geworden: der hyperaktive Tobias, der ein bisschen ängstlich ist, dafür aber loyal und einfallsreich, der entschlossene, intelligente Matt, der eigentlich sehr friedfertig ist, aber durch seine neuen Fähigkeiten ausgerechnet zum superstarken und geschickten Schwertkämpfer wird, und die herausragend intelligente und wissbegierige Ambre, die systematisch ihre neue Welt erforscht. Mit den dreien konnte ich wunderbar mitfühlen!

Die anderen Charaktere blieben für mich zum Teil ein wenig blass, da man sehr wenig über ihre Wünsche, Ängste und Hoffnungen erfährt.

Was mir auch ein wenig zu kurz kam: all diese Kinder haben ihre Eltern verloren, oft auch ihre Freunde, und überhaupt ihr ganzes Leben, wie sie es kannten. Das muss doch unglaubliche Trauer, Wut und Verzweiflung auslösen! Davon bekommt man allerdings kaum etwas mit. Ja, es wird ein paar Mal erwähnt, dass Matt weint, aber trotzdem kam von seiner Trauer wenig bei mir an.

Matt, Tobias und Ambre fügen sich erst gut in die Gemeinschaft der "Pans" (wie sich die Kinder nennen) ein, übernehmen wichtige Aufgaben und folgen den aufgestellten Regeln, die sicherstellen sollen, dass die Kinder nicht die gleichen Fehler begehen wie früher die Erwachsenen. Aber schnell erhärtet sich der Verdacht, dass es Verräter gibt, die mit den verbleibenden Erwachsenen zusammenarbeiten, die seit dem großen Sturm bösartig sind und aus bisher unbekannten Gründen Kinder jagen...

Es gibt vieles, was die Geschichte spannend macht: die Jagd nach den Verrätern, die ständige Bedrohung durch Mutanten oder wilde Tiere, und natürlich die ganzen Schwierigkeiten, mit denen sich die Kinder herumschlagen müssen: sie müssen lernen, sich ihre eigenen Lebensmittel anzubauen, bevor die in den Supermärkten übrig gebliebenen Vorräte alle verderben oder schlicht aufgebraucht sind, sie müssen ein funktionierendes Gesellschaftssystem aufbauen und vieles mehr.

Der Schreibstil hat mir gut gefallen. Der Autor bringt viele bunte Details, um einem diese Welt lebendig vor Auge zu führen, und auch das Erzähltempo fand ich genau passend. Mein einziges Manko ist, dass die Dialoge der Jugendlichen für mich oft zu erwachsen und gewählt klingen; ich kenne keinen Jugendlichen, der so spricht! Trotzdem las sich der Schreibstil in meinen Augen immer flüssig und unterhaltsam.

Fazit:
Nach einem schrecklichen, weltweiten Sturm gibt es nur wenige Überlebende, und das sind hauptsächlich Kinder, die sich jetzt natürlich vielen Problemen und Gefahren stellen müssen. Ich fand die Idee originell und die Umsetzung überwiegend gelungen. Das Buch ist spannend, hat drei wunderbare Hauptcharaktere, und auch der Schreibstil hat mich sehr angenehm angesprochen. Nur fand ich nicht alles 100%ig glaubwürdig und auch die Emotionen kamen nicht immer bei mir an.


 

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