Rezension (3/5*) zu Zwischen Himmel und Erde von Yara Rodrigues Fowler

Naibenak

Bekanntes Mitglied
2. August 2021
1.209
5.304
49
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Anspruchsvoll in Stil und Thematik - nicht immer gelungen

Die beiden jungen Frauen Melissa und Catarina lernen sich 2016 in einer Londoner WG kennen. Zufällig beide mit brasilianischen Wurzeln. Schnell haben sie dadurch gemeinsame Gesprächsthemen und einen guten Draht zueinander. In einer unruhigen politischen Zeit in London (Brexit) sowie in der Heimat Brasilien (zu hinterfragende Amtsenthebung der Präsidentin Dilma Rousseff) setzen sich die beiden Frauen politisch und auch gesellschaftlich aktiv für eine bessere, tolerantere Welt ein. In Erzählungen aus der Vergangenheit erfahren wir einiges über Melissa und Catarina, noch intensiver jedoch ist der Blick auf die revolutionäre Familie von Catarina gerichtet.

Dieser Roman ist politisch und gesellschaftlich sehr ambitioniert und gut recherchiert (siehe auch die interessanten Anmerkungen der Autorin zum Schluss). Viele Themen der heutigen Zeit greift die britisch-brasilianische Autorin auf. Ihr liegt (nicht nur politische) Aufklärung und Toleranz sehr am Herzen. Und das spüre ich als Leserin durchaus. Der Roman ist nahezu in allen Bereichen ein Fest der Diversität. Insbesondere sprachlich tobt sich die Autorin aus - verschiedenste Stilmittel wechseln sich ab. Es gibt Prosa-Abschnitte, die wunderbar erzählt werden. Es gibt lyrische Teile (portugiesisch und nicht immer übersetzt). Es gibt dann diese Abschnitte ohne ein einziges Satzzeichen, oder mit vielen Wortwiederholungen, oder mit nur einem Satz pro Seite. Und noch vieles mehr.

Ich persönlich habe mich irgendwann nicht mehr gut zurecht gefunden. Anfangs bin ich noch fasziniert von den Themen und der sprachlichen Kreativität gewesen. Aufgrund des Hin - und Herspringens in den Erzählperspektiven und Stilistiken leidet aber meiner Meinung nach der Spannungsbogen ganz enorm und die eigentliche Handlung (Melissa und Catarina) zerfällt, Distanziertheit gegenüber den Protagonistinnen entsteht. Einige dieser Stilmittel haben mich mit der Zeit auch genervt, muss ich zugeben. Zumal ich nicht immer einen Sinn erkannt habe. Möglicherweise ist dieser Roman ZU anspruchsvoll für mich ;) Möglicherweise ist die Autorin hier aber auch ein bisschen übers Ziel hinaus geschossen.

Fazit: Tolle und spannende Themen, teilweise superinteressant und in einiger Hinsicht wirklich ein schöner Roman. Dennoch mit dem faden Beigeschmack, dass die Romankomposition m.M.n. nicht sehr gut gelungen ist und dadurch streckenweise anstrengend, unverständlich und insgesamt nicht "rund". Ich liebe das wunderschöne Cover!!! Der Roman aber hat es nicht zu meinen Lieblingen geschafft.

 

pengulina

Bekanntes Mitglied
22. November 2022
1.266
4.150
49
68
Der Klappentext hat mich interessiert, zumal ich 2016 zur fraglichen Zeit in Rio unterwegs war. Aber was ich dann über den Stil gelesen habe sowie die Leseprobe haben mich eher abgeschreckt.
Schade.
 
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