Rezension (3/5*) zu Wir sind das Klima!: Wie wir unseren Planeten schon beim Frühstück retten könn.

parden

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13. April 2014
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Niederrhein
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Leider konnten wir zu diesem Buch keine Daten ermitteln.
Hoffnung vs. Vergeblichkeit...

Es gibt Menschen, die nicht an den Klimawandel glauben. Und es gibt Menschen, die wissen – gestützt durch intensive wissenschaftliche Untersuchungen –, dass sich unser Planet durch menschliche Aktivitäten erwärmt. Aber glauben WIR wirklich daran? Warum handeln wir dann nicht? Auf überraschend unterhaltsame und eindringliche Weise erkundet Jonathan Safran Foer das zentrale Dilemma unserer Zeit. Wir haben unseren Planeten in eine Fleischfarm verwandelt, und die Folgen sind katastrophal. Es sind gemeinsame Maßnahmen erforderlich, um der größten Krise der Menschheit Einhalt zu gebieten. Und Jonathan Safran Foer bietet eine konkrete und durchaus realisierbare Lösung: Tierische Produkte nur einmal täglich zur Hauptmahlzeit

Der CO2-Ausstoß ist es, der dem Klima den Garaus zu machen droht. Allseits bekannte Fakten, und wenn man sich näher damit beschäftigt, erkennt man die globale Verflechtung verschiedener Interessen und Zusammenhänge, die aus dem Problem einen gordischen Knoten machen. Unlösbar.

Tatsächlich weiß man, will man persönlich etwas daran ändern, kaum wo man anfangen soll. Das Auto stehen lassen, wann immer man die Gelegenheit dazu hat - gut. Bringt aber nicht viel. Jonathan Safran Foer liefert hierfür eine Menge Zahlen und Fakten, die den Hörer phasenweise zu erschlagen drohen. Um ihn allmählich dahin zu bringen, wo man tatsächlich etwas tun kann: beim Fleischkonsum.

Wie das? Nun, Massentierhaltung sorgt neben einer kaum artgerechten Aufzucht für einen immensen CO2-Ausstoß. In Verbindung mit dem - meist zur Schaffung von zur Futtergewinnung gedachten Weide- und Anbauflächen - rasanten Abholzen großer Waldflächen wie z.B. dem tropischen Regenwald verursacht diese Massentierhaltung einen gewaltigen Prozentsatz der kritischen Gasentwicklung. Nicht nur, dass immer mehr Tiere so immer mehr CO2 ausstoßen, nein, auch die Bäume, die einen hohen Prozentsatz des ausgestoßenen CO2s binden konnten, sind oder werden in einem beängstigenden Tempo gefällt.

Wem der gerade gelesene Absatz dieser Rezension schon anstrengend erscheint, der sollte sich mal das Hörbuch anhören (sehr passend vorgetragen von Christoph Maria Herbst!). Der Autor erklärt die Zusammenhäge letztlich zwar schlüssig, jedoch in stetigen Wiederholungen, so dass die benannte Gefahr in Verbindung mit den Appellen zum Umdenken etwas Mantrartiges bekommt. Ich verstehe durchaus den Sinn von Wiederholungen - hier war es mir an vielen Stellen dadurch allerdings deutlich zu ausschweifend.

Dabei erläutert Jonathan Safran Foer zwar die Dringlichkeit und Größe des Problems, gleichzeitig aber auch die immense Schwierigkeit, dieses in seinem Ausmaß wirklich zu erfassen - und vor allem es zu glauben. Damit meint er nicht die Gegner der Theorie der Klimaerwärmung, sondern eher alle anderen, die es zwar irgendwie wissen aber doch nicht glauben können. Einerseits zu groß die Dimensionen, andererseits sind dabei außer diffusen Ängsten keine weiteren Emotionen beteiligt. Und ohne Emotionen kein wirklicher Glaube, und ohne Glaube kein Versuch der Umkehr.

Neben wissenschaftlichen, statistischen und psychologischen Ansätzen präsentiert der Autor auch Einsichten in sein eigenes Familienleben, früher wie heute. Auch gibt er offen zu, wie schwer es ihm selbst fällt, sich ernährungsmäßig von tierischen Produkten zu verabschieden oder deren Verzehr zumindest drastisch einzuschränken. Ein ausführliches (bis langatmiges) Gespräch mit seinem eigenen Gewissen stellt dieses Dilemma eindringlich dar.

Was also tun? Letztlich bleibt wohl nur der Weg, den der Klappentext bereits verrät: max. einmal täglich zu tierischen Nahrungsmitteln greifen. Damit ist nicht nur das Fleisch gemeint sondern auch Milchprodukte und Eier. Hoffnungsvoll? Letztlich halten sich Hoffnung und der Gedanke an Vergeblichkeit wohl die Waage. Eindringlich genug werden hier die Konsequenzen benannt, wenn es zu keiner Umkehr kommt. Aber kann der Mensch sich selbst überlisten? Und wird es reichen?

Ehrlich gesagt hat mich das Hörerlebnis deprimiert. Hier wird kein wirkliches Rezept an die Hand gegeben (außer sich möglichst vegan zu ernähren). Klar: je mehr das Konzept verfolgen, desto erfolgversprechender ist das. Aber wie viele absolut gleichgültige Menschen gibt es? Vielleicht bin ich zu pessimistisch? Aber die Erfahrung sagt etwas anderes...

Natürlich heißt das nicht, dass man es nicht versuchen sollte. Die Optionen, die Stephen Hawking benannte (eine etwaige Besiedlung des Mars als einzige Überlebensmöglichkeit der Spezies Mensch) ist für mich noch viel weniger vorstellbar als das konfuse und verzweigte Konstrukt der Klima-Erwärmung und die damit verbundene Bedrohung der Ausrottung des Menschen.

Also ab jetzt: Margarine statt Butter, Fleisch nur noch einmal pro Woche, Käse in reduzierten Mengen, Kaffee lieber weniger stark als mit Milch, Eier nur noch ab und an und wenn, dann von glücklichen Hühnern. Mit dem Vorsatz kann ich leben. Wenn man Jonathan Safran Foer so zuhört, kann einem abgesehen von der Erkenntnis der Dringlichkeit des Handelns auch ein Zweifel daran kommen, ob die Menschheit es überhaupt verdient hat zu überleben.

Hoffnung vs. Vergeblichkeit. Es hält sich die Waage...


© Parden