Rezension Rezension (3/5*) zu Winter und Schokolade: Roman von Kate Defrise.

parden

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13. April 2014
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Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
Familienrezepte und -geheimnisse...

Die Schwestern Magali, Jacqueline und Colette haben schon lange nichts mehr von ihrem Vater gehört. Seit dem Tod ihrer geliebten Mutter vor vielen Jahren herrscht Eiszeit in der Familie. Als ihr Vater sie einlädt, Weihnachten mit ihm zu feiern, sind sie alles andere als begeistert. Dennoch fahren die Schwestern nach Hause, im Gepäck nichts als ihren Groll und das alte Familienrezept für Mousse au Chocolat. Sie ahnen nicht, dass ein lang gehütetes Geheimnis darauf wartet, gelüftet zu werden ...

Drei Schwestern - drei Leben. Einen Bruder gibt es auch noch, doch der treibt sich ständig anderswo in der Weltgeschichte herum, und niemand weiß aktuell, wo er zu finden ist. Der Roman erzählt im Wesentlichen von den Lebensentwürfen der drei Schwestern - Magali, zweifache Mutter, gelernte Köchin und Autorin von Kochbüchern, Jacqueline, belgische Operndiva mit intensivem Kinderwunsch und Colette, das chaotische Nesthäkchen, die es trotz ihrer großen Intelligenz noch nicht geschafft hat, ihren Platz im Leben zu finden, aber ihre Kreativität im Nähen von außergewöhnlichen Kleidungsstücken auslebt. Allen gemein ist die Distanz zum Vater, der nun aber ausgerechnet mit allen Familienmitgliedern Weihnachten feiern möchte - und dabei ein Geheimnis lüften will...


Wenn etwas leicht und süss und gut ist, sagt man auf Englisch, es sei ein "piece of cake", also ein Stück Kuchen. Und was ist noch besser als ein Stück Kuchen? Eine ganze Torte!


In jedem Kapitel wechselt die Perspektive hier von einer Schwester zur nächsten. Normalerweise finde ich derartige Perspektivwechsel gelungen, weil man so die verschiedenen Charaktere gleichwertig kennenlernt, doch hier war es mir doch des Guten zu viel - all die Personen drumherum, die das Leben jeder einzelnen Schwester bevölkern, gingen in der Summe doch sehr auf Kosten der Übersichtlichkeit. Im Grunde ist tatsächlich keine der Schwestern wirklich zufrieden mit ihrem Leben - jede findet da konsequent ein Haar in der Suppe (manchmal gleich ein ganzes Büschel) und tut sich schwer mit Veränderungen. Allen gemein ist aber die Liebe zu gutem Essen - und davon ist hier viel und ausführlich die Rede, bis hin zu eingestreuten, ausführlichen Rezepten, die zugegebenermaßen ebenfalls Lust aufs Essen machen.

Das Weihnachtsfest mit dem Vater der drei Schwestern rückt unaufhaltsam näher, doch erst die letzten Kapitel des Buches beschäftigen sich dann tatsächlich mit dem Zusammentreffen. Und das Geheimnis? Ja, es wird aufgedeckt, aber für meine Begriffe wenig spektakulär. Da hatte ich aufgrund des Klappentextes doch anderes erwartet.

Der Schreibstil ist flüssig und angenehm zu lesen, doch insgesamt konnte mich das Buch nicht so recht überzeugen. Es ist Kate Defrise in meinen Augen nicht so recht gelungen, das Gleichgewicht zu wahren zwischen der Darstellung der Lebenssituation der drei Schwestern einerseits und dem Familientreffen andererseits. Und zudem waren mir zwei der Schwestern auch noch wenig sympathisch, da ich ihre Einstellungen und Reaktionen teilweise nicht so recht nachvollziehen konnte und auch nicht wollte.

Ein ganz nettes Buch für zwischendurch, aber für mich war hier zu viel gewollt und zu wenig gekonnt. Da hatte ich einfach mehr erwartet.


© Parden

 

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