Rezension Rezension (3/5*) zu Wie alles begann und wer dabei umkam: Roman von Simon Urban.

sursulapitschi

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18. September 2019
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Zu viel Juristenhumor

In der Theorie macht dieses Buch alles richtig. Eine originelle Idee, ein Schreibstil, der Spaß macht, was will man mehr? Die ersten Seiten haben mich auch wirklich begeistert.

Es ist genial zu lesen, wie der Erzähler als Kind anfängt, sich mit Jura zu beschäftigen, weil er seine Großmutter verklagen möchte, die ständig seine Mutter schikaniert. Der Autor erzählt eloquent, exquisit geschliffene Sätze voller Witz und feinster Ironie, ausführlich, ja, aber wirklich amüsant. Allerdings ist so ein Stil auf Dauer auch ermüdend. Ich schaffe es nicht über 500 Seiten jeden Satz einzeln zu genießen. Man braucht zwischen den erlesenen Gags auch mal Zeit zum Luftholen, die bekommt man hier aber nicht. Es geht Schlag auf Schlag und das, was am Anfang beeindruckt hat, wird dann anstrengend.

Als unser namenloser Held dann ein Jurastudium begann, habe ich zwar noch die Rechercheleistung des Autors bewundert, der authentischen Jurastudentenjargon aus dem Hut zaubern kann, nur hat es noch nie Spaß gemacht, diesen Leuten zuzuhören. Unendlich weitschweifig geht es dahin und wenn man nicht gerade einem erhellenden Schlenker folgt, bekommt man ein praktisches Fallbeispiel aus der Welt der juristischen Anekdoten serviert, komisch, natürlich, aber den Handlungsfaden hat man schon längst verloren. Die eigentliche Idee dieses Buches, nämlich eine alternative Rechtsprechung zu entwickeln und sogar anzuwenden, ist originell und skurril. Leider hat man kaum noch die Geduld, das zu schätzen, wenn man da ankommt.

Mag sein, dass dieses Buch ein grandioser Spaß für Juristen ist. Ich werde es für den originellsten Buchtitel des Jahres nominieren. Ansonsten war es mir in vielerlei Hinsicht zu viel, zu bemüht, zu lang, zu speziell. Es ist ein Buch mit guten Anlagen, geht dann aber leider unter im Dekor.