Nürnberg, April 1942: Der jüdische Antiquar Isaak Rubinstein, der sich noch immer als Sonderermittler Adolf Weissmann ausgibt, lässt sich auf eine Liaison mit der Nazigröße Ursula von Rahn ein. Durch sie erhält er Zugang zu den höchsten gesellschaftlichen Kreisen und bekommt Einsicht in die Pläne der Gegenseite. Doch dann wird Nürnberg plötzlich von brutalen Morden erschüttert. Zwei junge Frauen werden erdrosselt aufgefunden. Ausgerechnet Isaak bekommt von Berlin die Order, den »Würger« aufzuspüren. Darüber hinaus hat er noch ganz andere Probleme: Seine Popularität hat Neider auf den Plan gerufen und besonders ein Mann könnte ihm gefährlich werden …Kaufen
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Es handelt sich bei diesem Buch um den zweiten Teil einer Reihe. Im ersten Band wird geschildert unter welchen Umständen der jüdische Antiquar Isaak Rubinstein die Identität des SS-Sonderermittlers Adolf Weissmann einnehmen konnte. Er befindet sich noch immer in Nürnberg und versucht durch die Beziehung mit der Tochter eines Großindustriellen an geheime Unterlagen zu kommen, die er dann an der Widerstand weiterleiten kann. Der Plot ist zugegebenermaßen ziemlich unglaubwürdig, aber durch die ständige Bedrohung der Entlarvung ist die Spannung natürlich vorgegeben. Isaak alias Adolf Weissmann tut alles um sich möglichst unauffällig zu verhalten, als aber die Tochter des Nürnberger Gauamtsleiters ermordet aufgefunden wird, bekommt er Order aus Berlin und sieht sich somit gezwungen in seiner Rolle als Kriminalinspektor zu ermitteln. Ihm wird der einheimische raubeinige Kommissar Köhler zur Seite gestellt, der natürlich nicht sehr begeistert über diese Amtshilfe ist. Isaak, der keinerlei Ahnung von Kriminalistik hat, muss nun auch noch von dieser Seite mit seiner Enttarnung rechnen.
Ich mag die Schreibweise von Alex Beer sehr gern und bin ein großer Fan ihrer August-Emmerich-Reihe. Im Gegensatz zu dieser schafft sie hier leider nie, die Stimmung und Atmosphäre der Zeit gut zu vermitteln. Alles ist holzschnittartig in Gut und Böse eingeteilt, auch bei den Charakteren gibt es kaum Vielschichtigkeit. Beer erreicht damit zwar, die Emotionen des Lesers zu wecken und seine Sympathien klar zu verteilen, aber ein wenig Tiefe hätte der ein oder anderen Figur gutgetan. Auch die erzeugte Spannung durch das Risiko der immer kurz bevorstehenden Enttarnung nutzt sich mit der Zeit ab, so dass mich das Buch zum Ende hin nicht mehr richtig fesseln konnte. Die Auflösung des Kriminalfalls ist meiner Meinung nach vorhersehbar und nicht sonderlich originell und das Ende wird sogar noch mit einem kleinen Cliffhanger gekrönt, was ich persönlich überhaupt nicht leiden kann.
Fazit:
Wenn man sich von dem unglaubwürdigen Plot nicht irritieren lässt, ist das Buch durchaus spannend, kann aber mit dem ersten Teil in dieser Hinsicht nicht mithalten. Auch atmosphärisch eher unterdurchschnittlich. Schade, aber dass es Alex Beer besser kann, hat sie mit ihrer August-Emmerich-Reihe bewiesen.
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