Rezension Rezension (3/5*) zu The Nix von Nathan Hill.

wal.li

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1. Mai 2014
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Packer Attacker

Samuel ist erst elf Jahre alt als seine Mutter die Familie verlässt. Eigentlich wollte Samuel Schriftsteller werden und erste vielversprechende Geschichten wurden auch veröffentlicht. Doch endlich hat es Samuel nur zum Englischlehrer für unwillige Studenten geschafft. Seine für immer verloren geglaubte Mutter schafft es dagegen in die Schlagzeilen. Angeblich soll sie Steine auf den wahlkämpfenden Politiker Packer geworfen haben. Sie wird wegen des vermeintlichen Anschlags angeklagt. Fast gleichzeitig soll auch Samuel wegen Nichterfüllung seines Autorenvertrages verklagt werden. Der einzige Ausweg, der sich für ihn abzeichnet: Ein Buch über seine Mutter zu schreiben, wieso sie zum Packer Attacker wurde.

Hochgelobt und viel besprochen wurde dieses Debüt des Autors Nathan Hill. Eine Familiengeschichte eingebettet in das heutige Leben in Amerika. Das macht wissbegierig und schnell ist das Buch gekauft. Ebenso schnell merkt man allerdings auch, dass sich die Geschichte nicht so einfach erschließt. Zu Beginn haben wir einen gelangweilten Englischlehrer, der eine Studentin beim Schummeln erwischt, der lieber ein Online-Game spielt als am Leben teilzunehmen. Die Studentin hat nicht die Größe, ihren Fehler zuzugeben, sie sucht die Schuld bei anderen, der Lage, der Welt und natürlich dem Lehrer. Der sagt ihr ein Mal die Wahrheit, nämlich, dass sie einfach nicht intelligent genug ist, zu studieren. Gerade da tauchen die Neuigkeiten von seiner Mutter auf, so dass die Studentin zur Nebensache wird und die Erforschung der Geschichte seiner Mutter die größte Bedeutung gewinnt. Um diese Seiten herum gewinnt auch das Buch, doch bis dahin muss man erstmal kommen.

In der gerade noch vor heute Ära angesiedelt, wirft diese doch irgendwie schon ihre Schatten voraus. Nicht sehr verwunderlich ist es, dass Amerika anscheinend schon immer ein Polizeistaat war und beim Lesen fragt man sich durchaus, ob das eigene Land im Vergleich viel besser abschnitte. Doch obwohl sich letztlich die Geschichte der Mutter als ungewöhnlich und lesenswert erweist, wird man so häufig von langatmigen Geschwafel teilweise ohne Punkt und Komma gequält und mit Charakteren traktiert, die die Welt nicht braucht, dass das Buch die Erwartungen letztlich nicht ganz erfüllt. Faye ist diejenige, die sich zu einer Persönlichkeit entwickelt, während die meisten anderen manipuliert werden oder manipulieren und dabei doch blass bleiben.

Sicher gibt es unterschiedliche Weisen, diesen Roman zu lesen und zu sehen, was vielleicht dazu führt, dass das, was einem Leser etwas sauer wird, dem nächsten das Buch zum Pageturner werden lässt.


von: Thomas King
von: Harald Gilbers
von: Kristina Ohlsson
 
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Literaturhexle

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2. April 2017
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Ich habe den Roman in der deutschen Übersetzung gelesen:
Buchinformationen und Rezensionen zu Geister: Roman von Nathan Hill
Kaufen >
Mir hat er sehr, sehr gut gefallen. Man war gleich in der Geschichte drin und es wurde Persönliches, Politisches und Gesellschaftliches interessant vermischt.
Von mir hätte das Buch volle Punktzahl bekommen @wal.li
So unterschiedlich kann Lesen sein ;)
Aber Hut ab, dass du dir das Original vorgenommen hast!
 
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Literaturhexle

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2. April 2017
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Was ich interessant finde, dass bei deutscher und englischer Ausgabe die Schriften für Titel und Autor vertauscht worden sind. Ob das Absicht war oder ein Versehen? @Literaturhexle @wal.li
Da hast du recht! Allerdings ist das Wort Geister zu lang, um es dermaßen exponiert darstellen zu können.
Ich habe die schlichte, graue Hardcover Ausgabe gelesen. Die sieht gaaanz anders aus ;)