Rezension Rezension (3/5*) zu Signor Rinaldi kratzt die Kurve: Roman von Lorenzo Licalzi.

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Nette Unterhaltung

Mit „Signor Rinaldi kratzt die Kurve“ von Lorenzo Licalzi habe ich mal wieder ein Buch aus dem unerschöpflichen Netgalley-Universum gelesen :).

Was macht ein grantelnder Schriftsteller, dem viele Menschen „auf den Sack gehen“ an seinem 80. Geburtstag? Er bringt sich um. Bzw. versucht er es :) Er wird nämlich von seinem Freitod abgehalten, weil er sich plötzlich um seinen Enkel kümmern muss. Wie es dazu kommt, sollte jeder selbst lesen.

Was dem alten Mann zunächst überhaupt nicht zusagt, nämlich mit seinem Enkel und dessen Hund Sid von Genua nach Rom zu reisen (noch dazu in seinem uralten Citroen), entwickelt sich zusehends zu einem ganz besonderen Roadtrip, denn er trifft unterwegs nicht nur alte Weggefährten und Freunde, die ihm „die Leviten“ lesen, sondern macht auch neue Bekanntschaften. Durch die Konfrontation mit seiner eigenen Vergangenheit fallen ihm mehr und mehr „Fehler“ in der Behandlung seiner Freunde, seiner Familie und sich selbst gegenüber auf. Die Reise ist sozusagen eine Reise zu sich selbst und Pietro Rinaldi wandelt sich zusehends.

Das letzte Kapitel ist aus der Sicht seines Enkels Diego geschrieben, in dem man rückblickend noch einiges aus der Zeit erfährt, die er mit seinem Großvater verlebt hat.

Der Anfang des Buches ist etwas ermüdend, da man sich erst mal an den Schreibstil gewöhnen muss. Der ist recht „italienisch“ (sprich: schnell und hektisch) gehalten. Man stellt sich den Ich-Erzähler inmitten einer italienischen Großfamilie vor und alle reden durcheinander. Nach und nach weicht diese Stimmung aber eher dem „dahingleiten“ in einem Cabrio durch die italienische Sonne und Landschaften und der Leser fühlt sich zusehends wohler in der Geschichte.

Es gibt humorvolle Stellen, Absätze zum Nachdenken und ein paar melancholische Ausführungen. Das alles macht „Signor Rinaldi kratzt die Kurve“ zu einem durchaus lesenswerten, aber nicht zwingendem Buch.


 

Literaturhexle

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Das alles macht „Signor Rinaldi kratzt die Kurve“ zu einem durchaus lesenswerten, aber nicht zwingendem Buch.
Das ist mal ein feines Fazit. Man könnte es glatt mit "na Ja..." übersetzen, was einem begabten Kritiker natürlich nicht über die Feder kommen kann.
Ein Buch, das ich definitiv nicht lesen werde. Danke für die Rezi!
 

kingofmusic

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Das ist mal ein feines Fazit. Man könnte es glatt mit "na Ja..." übersetzen, was einem begabten Kritiker natürlich nicht über die Feder kommen kann.
Ein Buch, das ich definitiv nicht lesen werde. Danke für die Rezi!
Genau dieses "na ja..." bedeutet es :) Aber da ich erst mal grundsätzlich die Arbeit eines Autors schätze, der sich für die (zukünftige) Leserschaft hinsetzt, seine Gedanken niederschreibt und einen Roman daraus macht, versuche ich fair zu bleiben. Wie in der Rezension von @ulrikerabe schon angemerkt, habe ich das Buch auch zu einem Zeitpunkt gelesen, in dem es privat gerade nicht so doll lief - so etwas spielt ja bei der "Aufnahme" oder der Wahrnehmung einer Geschichte auch immer eine (unbewusste)Rolle...
 
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Literaturhexle

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2. April 2017
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habe ich das Buch auch zu einem Zeitpunkt gelesen, in dem es privat gerade nicht so doll lief - so etwas spielt ja bei der "Aufnahme" oder der Wahrnehmung einer Geschichte auch immer eine (unbewusste)Rolle...
Absolut. Es gibt manchmal das richtige Buch zur falschen Zeit.
Ich bin auch bemüht, fair zu bleiben. Der Stotterer war für mich so ein Buch, bei dem ich die Leistung des Autors anerkennen musste, obwohl es mir absolut nicht gefallen hat.
Das ist das Risiko bei den Leserunden: so ganz dezidiert setzt man sich im Vorfeld oft nicht mit der Lektüre auseinander. Manchmal entdeckt man dann eine Perle (Die ohne Runde an einem vorbei geschlittert wäre) und manchmal eben das Gegenteil...
 
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ulrikerabe

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Das ist mal ein feines Fazit. Man könnte es glatt mit "na Ja..." übersetzen, was einem begabten Kritiker natürlich nicht über die Feder kommen kann.
Ein Buch, das ich definitiv nicht lesen werde. Danke für die Rezi!

"lesenswert aber nicht zwingend" kann man aber auf so jedes Buch anwenden, dass es gibt. Was ist schon zwingend. Ich habe aber generell eine Problem mit Katalogen, die "man muss", egal ob Bücher oder was auch immer.