Rezension Rezension (3/5*) zu Racheherbst: Walter Pulaski 2 von Andreas Gruber.

ulrikerabe

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14. August 2017
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Wien
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Buchinformationen und Rezensionen zu Racheherbst: Walter Pulaski 2 von Andreas Gruber
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Skorpione, überall Skorpione

Eine junge Frau wird tot aus einem Kanal in Leipzig geborgen. Walter Pulaski vom Leipziger Kriminaldauerdienst verbeißt sich in den Fall, wissend dass der Mord an der drogensüchtigen Prostituierten von den Kollegen nicht vorrangig behandelt werden wird. Pulaski erhält Unterstützung von Mikaela, der Mutter des Mordopfers. Sämtliche Spuren führen zu einem Serientäter, der in diversen Ländern aktiv war. So führt Pulaski letztlich die Spur nach Wien, wo die Anwältin Evelyn Meyers in einen sehr persönlichen Fall involviert ist.
Andreas Gruber schickt in Racheherbst wieder sein Team Pulaski/Meyers ins Rennen. Dabei bleibt Gruber seinem Schema treu, zwei Handlungsstränge laufen zu lassen, die sich nach und nach verknüpfen.
Gefiel mir im ersten Band (Rachesommer) noch, dass die handelnden Ermittler sich zwar unkonventioneller Methoden bedienten aber dennoch recht normale Persönlichkeiten waren. Doch hier fragte ich mich immer wieder, ob ein „normaler“ Polizist wirklich so agieren würde. Pulaski muss sich ja bald einen Stall kaufen, so oft, wie ihn Mikaela zum Esel macht. Auch Evelyn Meyers verhalten als Anwältin fand ich immer wieder fragwürdig und nicht sehr authentisch.
Man merkt auch ganz stark, dass der österreichische Autor den deutschen Markt bedienen will. Das ist ihm auch unbenommen, stört mich aber in sehr kleinen Details Es geht ja gerade noch an, dass er den ostdeutschen Pulaski „Pflaumenbranntwein“ trinken lässt, aber der „Azubi“ ist in Wien so etwas von ungebräuchlich.
Gut gefiel mir der rasche Wechsel der Perspektiven, auch dass immer wieder aus der Sicht des Mörders geschrieben wird. Die Handlungsstränge selber sind spannend und fügen sich gut ineinander. Der Leser ist gegenüber Pulaski und Meyers klar im Vorteil und kann sich einiges viel früher zusammenreimen. So bleibt auch die große Überraschung, was die Täterschaft betrifft aus. Motiv und Modus operandi waren für meinen Geschmack ein wenig zu konstruiert. Die Skorpiongeschichte fand ich recht gut gemacht, faszinierend und abstoßend gleichermaßen.
In der Hörbuchversion hören wir Achim Buchs sehr angenehme Lesestimme. Hin und wieder versucht er sich an Dialekten, das Sächsische scheint ihm zu liegen. Mikaelas teschechischer Akzent war mir ein wenig zu „unböhmisch“, bayerisch geht gerade noch, wienerisch hat er erst gar nicht versucht.
Bei einem Buch, wäre es mir vielleicht gar nicht so aufgefallen. Aber beim Hörbuch dauert der Showdown, nachdem schon klar ist, wer für die Morde verantwortlich ist, noch gute 100 Minuten, für meinen Geschmack einen Tick zu lange.
Trotz kleiner Längen und Schwächen war Rachherbst gute, spannende, solide Thrillerunterhaltung. Auf in den Winter!


 

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