Rezension (3/5*) zu Planst du noch oder liebst du schon?: Happily Inc von Susan Mallery.

parden

Bekanntes Mitglied
13. April 2014
5.835
7.675
49
Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
Bekommen, was der Titel verspricht...

Happily Inc, so heißt die Kleinstadt am Rande der kalifornischen Wüste, in der der Legende nach seit dem 19. Jahrhundert immer die wahre Liebe gefunden wird. Hier wird fast täglich geheiratet, und Weddingplanerin Pallas Saunders übertrifft sich selbst bei den ausgefallensten Hochzeiten. Aber ihr eigenes Liebesglück? Das muss warten, der Job geht vor - das denkt Pallas zumindest, bis sie dem Künstler Nick Mitchell begegnet und der Zauber von Happily Inc auch sie für immer umfängt.

Wenn ich, selten genug, einmal zu solch einem Liebesroman greife, habe ich stets das Gefühl, mich rechtfertigen zu müssen - vor allem vor mir selbst. Es ist einfach nicht mein Lieblingsgenre, aber manchmal muss es auch etwas ganz Seichtes sein. Aufgrund der guten Bewertungen der Reihe habe ich mich nun also für den Auftakt der Geschehnisse um Happily Inc entschieden. Und sagen wir mal so: ich weiß wieder, weshalb Liebesromane einfach nicht meins sind...

Dabei kann man dem Buch das natürlich nicht vorwerfen - immerhin bekam ich hier genau, was Titel und Klappentext versprechen, das quietschrosa Cover nicht zu vergessen. Eine Liebesgeschichte mit einigen Hindernissen, flache Charaktere, die sich im Verlauf ein wenig weiterentwickeln, Herzschmerz und Liebesseufzen, vorhersehbares Geschehen mit meist humorigem Geplänkel. Etwas, dem ich also lauschen konnte ohne mich sonderlich konzentrieren zu müssen.

Pallas Saunders ist der Hauptcharakter der Erzählung, eine nette junge Frau, die nach dem Tod des Eigentümers zu ihrer großen Überraschung die Hochzeitsagentur 'Weddings in a box' geerbt hat. Obwohl sich in Happily Inc vieles um Liebe und Hochzeiten dreht, muss Pallas um das Überleben der Agentur kämpfen. Erst als der Künstler Nick Mitchell auftaucht und sich der Restaurierung einiger wervoller Holzpaneele widmet, beginnt sich einiges im Leben der selbst von Liebe nicht verwöhnten Pallas zu verändern.

Der Leser/Hörer erfährt nach und nach einiges aus dem Leben von Pallas und Nick, die beide schwierige Beziehungen zu ihren Eltern haben. Nick hat einen sehr dominanten und als Künstler berühmten Vater, der Zuneigung vom Talent abhängig macht, und Pallas kämpft von Kindesbeinen an um die Liebe ihrer Mutter, in deren Augen sie stets alles falsch macht. Diese Erfahrungen überschatten die zarte Pflanze der Zuneigung, die da allmählich zwischen den beiden wächst, und es muss sich erst erweisen, ob die Liebe stärker ist als die Prägungen als Heranwachsende.

Gerade der Kampf von Pallas um die Liebe und Anerkennung ihrer Mutter erscheint im Buch als hartnäckiger Bumerang: das Thema und Pallas Gedankenkarussell dazu wird hier unendliche Male wiedergekäut, so dass ich tatsächlich häufig dachte: es reicht doch jetzt mal. Für mich hat die Mutter etwas von einer Borderlinerin, was per se sehr anstrengend ist, aber das nur mal nebenbei.

Wer Liebesgeschichten mag, die eineseits kitschig, andererseits recht ruhig gehalten sind, der ist hier bestens bedient, zumal man sich (und ich hoffe, das gilt jetzt nicht als Spoiler) auf ein Happy End verlassen kann. Wer sich dazu noch selbst mit dem Gedanken trägt bald zu heiraten, der kommt hier womöglich auf einige verrückte Ideen - hier gibt es wirklich schräge Hochzeiten...

Meins ist das alles nicht, aber was mir den Hörspaß zusätzlich verleidet hat, war die Sprecherin Julia von Tettenborn. Sie liest die ungekürzte Ausgabe (9 Stunden und 35 Minuten) zwar flüssig und passend ruhig zum Erzählfluss der Geschichte, kann aber überhaupt nicht (wirklich: überhaupt nicht!) Stimmen nuancieren. Ganz schlimm fand ich das bei männlichen Stimmen - da versuchte die Sprecherin in die Tiefe zu gehen, was bestenfalls ungewollt komisch war. Stellenweise echt zum Abgewöhnen!

Die drei Sterne gibt es dann doch noch, weil ich ja schließlich freiwillig zum Hörbuch gegriffen habe und es vorhersehbar war, was ich hier bekommen würde. Für Liebhaber des Genres also (zumindest in der Printversion) zu empfehlen, für mich derzeit eher - nicht.


© Parden