Rezension Rezension (3/5*) zu Planet Romeo von Lavinia Braniște.

parden

Bekanntes Mitglied
13. April 2014
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Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
Alles - nur keine Liebe...

In ihren Kurzgeschichten ist die junge rumänische Autorin Lavinia Braniște so aktuell, wie sie nur sein kann. Wie erzählt man realistisch von Begehren und Lust? Ähnlich wie die US-amerikanische Erfolgsautorin Kristen Roupenian in "Cat Person" zeigt Braniște, dass Machtspielchen sexy sein können. Sie können aber auch zarte Liebesgefühle im Keim ersticken. Da ist z.B.: ein Pärchen-Abendessen inklusive Mikro-Aggressionen beim Küssen, Kochen, Duschen, Sex. Und da ist auch ein Online-Date, das vielleicht besser online geblieben wäre. Aktuelle, komisch-verzweifelte Liebesgeschichten...

Diese kleine Kurzgeschichtensammlung rund um die Themen Sex und Liebe habe ich als verstörend empfunden. Nicht wegen der erotischen Details - die werden tatsächlich wenig konkret eher angedeutet. Sondern wegen des Gefühls der Fremdheit, des Befremdens, das sich beim Lesen einschleicht.

Da wäre beispielsweise der junge schwule Radu, der noch bei seinen Eltern wohnt, der aber gleich als seine Freunde in den Urlaub fahren, deren Wohnung in Beschlag nimmt und über ein Online-Portal dort jemanden zum Sex zu sich bestellt, ausgesucht nach einem Boxershort-Foto. Erst als der Typ in der Wohnung ist, kommen Angstgefühle in ihm hoch...

Oder auch das junge Mädchen, das einen flüchtigen Bekannten mitten in der Nacht besucht, einen frischen Fisch als Mitbringsel für ihn. Doch nach einem Essen weit nach Mitternacht laufen die Dinge nicht so, wie sie sich das vielleicht vorgestellt hat... Mit Liebe hat das alles definitiv nichts zu tun...

Die Geschichten lassen sich rasch lesen, doch sie sind alles andere als bequem. Kein wirkliches Lesevergnügen, aber ein interssanter Ausflug an den Rand der Abgründe - nicht darüber hinaus. Es bleibt am Ende ein unbehagliches Gefühl und Erleichterung darüber, aus dieser verstörenden Gedankenwelt wieder auftauchen zu dürfen.


© Parden