Rezension Rezension (3/5*) zu Oreo: Roman von Fran Ross.

Anjuta

Bekanntes Mitglied
8. Januar 2016
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Essen
Jüdisch-schwarze Mischung auf mythologischen Pfaden

Fran Ross hat ihr einziges Buch vor Jahrzehnten schon in einem sehr experimentellen, den Leser stark herausfordernden Stil geschrieben.
Die Herausforderung liegt dabei sowohl in der inhaltlichen Struktur des Romans als auch in dessen sprachlicher Ausformung. Inhaltlich folgt der Roman über die erzählte Geschichte der Heldin Oreo lose den Handlungssträngen der griechischen Theseus-Sage und erfordert so vom Leser eine nicht unerhebliche Kenntnis dieser Geschichte, um die Handlungsstränge und Episoden der Oreo-Geschichte wirklich richtig einordnen zu können. Sprachlich ist der Roman gespickt mit Wörtern, die für einen Großteil der Leser Neuland sein werden. Es werden jüdische Ausdrücke sowie Fremdwörter und Wortneuschöpfungen munter in den Text mit eingebaut. Die jüdischen Ausdrücke können dabei in einem im Anhang beigefügten Glossar aufgelöst werden. Fremdwörter und Neuschöpfungen erfordern ein Nachschlagen in Lexika. Und erst dort wird der Leser entscheiden können, in welche der Kategorien der nachgeschlagene Begriff fällt: einfach nur fremd oder tatsächlich nicht existent.
Zur Handlung: Oreo ist eine junge Erwachsene, die gleich (mindestens) zwei diskriminierten Minderheitsgruppen angehört: jüdisch und schwarz. Das ist eine Mixtur, die bisher – nach meinem Wissen – literarisch nur wenig oder gar nicht in Erscheinung getreten ist. Der Autorin Fran Ross ist deshalb zu danken, dass sie die Aufmerksamkeit des Lesers auf diese in den Hintergrund gerückte gesellschaftliche Gruppe gelenkt hat.
In jungem Erwachsenenalter begibt sich Oreo auf eine Reise, um die Suche nach dem früh aus ihrem Leben verschwundenen Vater aufzunehmen. Dabei trifft sie auf dem Weg eine Auswahl von skurrilen Typen, für die jeweils – bei Kenntnis der griechischen Sage – eine Entsprechung im klassischen Mythos gefunden werden kann. Das kann dem Leser durchaus Vergnügen bereiten, zumal die Geschichte mit einer ganz besonderen Art von Humor erzählt wird. Der Leser muss sich aber auch durch Sätze wie etwa:
„Die Verwendung genito-skatologischer Begriffe als Ausdruck akademischen Verdrusses erschien ihr durchaus sinnhaft.“
durcharbeiten.
Mein Fazit:
Ein Fazit über dieses Buch zu ziehen, fällt mir ungemein schwer. Ich hatte zwischendurch immer wieder mal einen Heidenspaß bei der Lektüre. Mindestens genauso häufig aber war ich einfach nur genervt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass dieses Buch etwas ganz Besonderes ist, dem ich ungemein gern auf die Spur gekommen wäre, fühlte mich aber letztlich leider im Wesentlichen überfordert, bei dem Versuch, dem Sinn des Buches nachzuspüren.
Ich vergebe etwas unentschlossene 3 Sterne und verbleibe in ziemlicher Ratlosigkeit zurück.


 
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