Rezension (3/5*) zu Mord im Handgepäck von Elizabeth C. Bunce

parden

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13. April 2014
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Niederrhein
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Mord am Meer...

Myrtle Hardcastle hat gar keine Lust, mit ihrer Tante Helena in den Urlaub zu fahren, wenn es doch zu Hause Wichtigeres zu tun gibt, wie Kriminelle und Mordprozesse im Auge zu behalten. Leider hat sie in dieser Angelegenheit kein Mitspracherecht, und so werden die Koffer gepackt. Die Reise führt sie und ihre Gouvernante, Miss Judson, und Katze Peony zusammen mit der ungeliebten Tante in einem privaten Eisenbahnwaggon Richtung Meer. Myrtle ist begeistert, auf der Fahrt die Bekanntschaft von Mrs Bloom zu machen, einer professionellen Versicherungsdetektivin, die an Bord ist, um das unbezahlbare "Nordlicht-Diadem" zu schützen. Doch noch bevor der Zug sein Ziel erreicht hat, sind auf einmal beide verschwunden: Mrs Bloom und das Diadem! Als Myrtle am Tatort eintrifft, entdecken sie und Peony einen leblosen Körper im Gepäckwagen. Jemand ist umgebracht worden – mit Tante Helenas Nähschere! Die Reise wird unterbrochen, doch die örtliche Polizei ist mehr als ungeschickt und Scotland Yard scheint es nicht eilig zu haben, sich den Tatort anzuschauen. Da bleibt Myrtle natürlich nichts anderes übrig, als den Indizien zu folgen, um herauszufinden, welcher ihrer Mitreisenden ein Dieb und Mörder ist. (Klappentext)

Myrtle Hardcastle ist die 12jährige Tochter des ortsansässigen Staatsanwalts und hat schon sehr eigenwillige Hobbys. Sie nennt ein Teleskop ihr eigen, beobachtet jedoch keine Sterne, sondern eher - zu Forschungszwecken - ihre Nachbarn. Sie kennt die Namen vieler Chemikalien und experimentiert auch mit ihnen, untersucht begeistert die Beschaffenheit kleiner Dinge unter dem Mikroskop und interessiert sich brennend für die Erforschung von Giften und deren Wirkung. Kurz: Myrtle ist eine kleine Spürnase.

Bislang war ihr Interesse eher theoretischer Natur, und trotz der klaren Rollenvortellung im viktoriansichen Zeitalter toleriert ihr verwitweter Vater diese skurrilen Eskapaden seiner Tochter. Die Gouvernante Miss Judson sorgt dafür, dass diese nicht ausufern, ermutigt Myrtle jedoch gleichzeitig dazu, selbständig zu denken und eigene Schlüsse zu ziehen. Deshalb nur war es möglich, dass Myrtle im ersten Fall der Reihe (Mord im Gewächshaus) ihren ersten praktischen Mord aufklären konnte.

Doch nun scheint Myrtles Vater zu denken, dass sie erst einmal eine Auszeit benötigt von den schrecklichen Ereignissen und schickt sie mit ihrer Gouvernante und Tante Helena - ausgerechnet! - in den Urlaub ans Meer. Myrtles Verzweiflung schlägt um in Begeisterung, als sie im Zug auf die Versicherungsdetektivin Mrs Bloom stößt - eine Frau, die Myrtles Traum lebt! Doch Mrs Bloom ist beruflich unterwegs, und wie sich schnell zeigt: zurecht. Einige Stunden später schon gibt es ein gestohlenes Diadem und eine ermordete Person an Bord, und als Tante Helena deshalb voreilig verhaftet wird, nimmt Myrtle gegen alle Widerstände die Ermittlungen auf...

Bei einem Jugendbuch darf man wohl keine übermäßige Spannung erwarten, da darf man die Ansprüche als versierte:r Krimileser:in eindeutig nicht zu hoch schrauben. Das ist mir klar, und doch konnte mich der zweite Band weniger überzeugen als der erste - hier fehlte doch der gewisse Charme. Außerdem wurden hier eindeutig zu viele Personen aufgeführt - dadurch war der Fall eher verwirrend denn spannend. Es gab hier zahllose Namen, die immer wieder mal in den Ring geworfen wurden, die dann wieder den Verdacht in eine gewisse Richtung schürten, der dann aber gleich wieder verworfen werden konnte. Auch die verschiedenen Handlungsorte trugen zur Zerfaserung des Ganzen bei, und es gab zu viele Nebenschauplätze. Der Fall selbst bleibt über weite Strecken leider blass.

Ich hoffe mal, dass hier nur geschwächelt wurde und dass der nächste Band mich wieder mehr überzeugen kann. Das viktorianische Ambiente jedenfalls gefällt mir...


© Parden