Rezension Rezension (3/5*) zu Louis oder Der Ritt auf der Schildkröte: Roman von Michael Hugentobler.

wal.li

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1. Mai 2014
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Buchinformationen und Rezensionen zu Louis oder Der Ritt auf der Schildkröte von Michael Hugentobler
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Lebensabenteuer

Von Anfang an mochte die Mutter das Kind nicht. Und so hat der im 19. Jahrhundert in den Schweizer Bergen geborene Hans Roth es nicht leicht. Der etwas zu klein geratene Hans verlässt früh seine heimatlichen Gefilde. Auf seinem Weg kommt er unter die Fittiche verschiedener Personen und er bereist so die Welt. Er legt sich den weniger unscheinbaren Namen Louis de Montesanto zu. Nicht nur erlebt er Geschichten, er beginnt auch sie auszuschmücken und zu erzählen. Und immer wieder verlässt er Orte und Menschen, niemals mehr kann er einen Ort seine Heimat nennen.

Ausgesprochen liebevoll gestaltet ist dieser Lebens- und Abenteuerbericht. Seinen Roman bezeichnet der Autor Michael Hugentobler als fiktive Geschichte eines Mannes, der wirklich gelebt hat. Er schreibt von Louis’ Leben und seinen Reisen. Was ist wahr, was kann nicht wahr sein. Als tragisch aber kann man das Leben des Louis de Montesanto bezeichnen. Seit seiner Geburt, so kann man wegen seiner Kleinwüchsigkeit nur sagen, hatte er es nicht leicht. Gemessen daran findet er jedoch immer Menschen, die ihm Arbeit, Essen und Wohnung gegen. Doch so wie er bereits seine Heimat verlassen hat, so verlässt er auch später seine Gönner. Nur während der kurzen Zeit seines Erfolges als vermeintlicher Darsteller wahrer Erlebnisse, ist er auf der Höhe seines Lebens. Schnell jedoch ist es damit vorbei, als herauskommt, dass er doch das Meiste erfunden hat.

Wie geht man am Besten an ein Buch eines Genres heran, das man sonst eher weniger liest. Möglichst unvoreingenommen natürlich. Was aber, wenn es einem dennoch nicht so recht liegt. Trotzdem kann man die abenteuerlichen Erlebnisse des Protagonisten genießen, sich amüsieren über seine Ausschmückungen, die Tragik seines Lebens nachempfinden. Die Nachforschungen der Tochter bringen sogar Spannung in die Geschichte. Allerdings etwas distanziert und beschreibend bleibt der Ton und das ist, woran sich entscheidet, ob man diesen Bericht gebannt inhaliert oder doch zwar mit Wärme aber doch eher aus der Ferne die Handlung verfolgt. Eine Lektüre, die für Liebhaber des Genres ein tolles Leseerlebnis bietet und die anderen einen interessanten Einblick in ein ungewöhnliches Leben gewährt.
3,5 Sterne