Rezension Rezension (3/5*) zu Kim Novak badete nie im See von Genezareth von Håkan Nesser.

Renie

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Buchinformationen und Rezensionen zu Kim Novak badete nie im See von Genezareth von HÃ¥kan Nesser
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ein Krimi der anderen Art

Welch' ein Titel für ein Buch! Hätte ich eine Hitliste über Bücher mit schrägen Titeln, stünde dieses Buch mit Sicherheit ganz weit oben.

Wie bin ich an dieses Buch geraten? Ganz einfach! Bei Whatchareadin fand eine Genreleserunde statt. Diesmal ging es um Krimis. Dieses Buch ist von einem der Teilnehmer vorgeschlagen worden und ich habe mich gern eingeklinkt. Håkan Nesser hat dieses Buch bereits 2007 veröffentlicht. Die Presse war voll des Lobes für diesen Krimi. Der größte Teil der Leserschaft war begeistert und ist es noch. Mittlerweile ist dieses Buch zur Schullektüre an Schwedens Schulen erklärt worden. Also, bei soviel Lorbeeren muss dieser Krimi doch einfach gut sein - dachte ich. Falsch gedacht! Ich scheine zu den wenigen Lesern zu gehören, die mit diesem Buch nicht viel anfangen können. Und warum das so ist, möchte ich hier erklären.

Worum geht es in diesem Buch?
"Schweden in den 60er Jahren. Ein kleines Sommerhaus an einem der unzähligen Seen. Hier verbringen der 14jährige Erik und sein Freund Edmund die Ferien. Sie schwärmen von der jungen Aushilfslehrerin Ewa, die aussieht wie Kim Novak und sich bald beim Dorffest in voller Blüte zeigt. Zwei Tage später findet man die Leiche von Ewas Verlobtem. "(Klappentext)

Was ist passiert? Die Polizei tut sich schwer, dieses Verbrechen aufzuklären. Irgendwann wird der Fall als ungelöster Mordfall ad acta gelegt. Erst 25 Jahre später stellt sich heraus, was damals wirklich passiert ist.

Eigentlich ein schöner Plot für einen Krimi. Also, was hat mich an diesem Buch gestört?

Wenn man dieses Buch liest, muss man sich darauf einstellen, dass man es mit einem Krimi zu tun hat, der so ganz anders ist als die Bücher seiner Art. Weite Teile dieses Krimis erinnern an einen Jugendroman, der die Erinnerungen eines pubertierenden Jungen an seine Sommerferien zum Thema hat. Darauf war ich nicht vorbereitet. Es dauert sehr lang, bis die Handlung an Fahrt aufnimmt und das Buch zumindest ansatzweise an einen Krimi erinnert. Erst nach 180 Seiten gibt es eine Leiche. Bis dahin wird man von den Erzählungen über die Ferienerlebnisse eines 14-Jährigen berieselt. Damit der Krimi-affine Leser bei der Stange bleibt, werden bis zu diesem Zeitpunkt immer wieder Andeutungen eingestreut, die das "Böse" und "Schreckliche" prophezeien, die im Verlauf der Handlung eintreten werden. Also wartet man und hofft auf den großen Wendepunkt in dem Buch, der den Jugendroman zu einem spannenden Krimi werden lässt.

"Da wurde mir plötzlich klar, wie sehr ich Edmund mochte. Es waren nur noch zwei Wochen bis zum dem SCHRECKLICHEN, meine Mutter lag im Krankenhaus und starb an Krebs, ich hatte mir einen Zeh gebrochen, aber natürlich war es ein Spitzensommer. In jeder Hinsicht. Jedenfalls bis dahin." (S. 117)

Viele Leser mag dieser Krimi aufgrund seiner Andersartigkeit begeistern. Mich hat er eher gelangweilt. Es gab einfach zuwenig Krimielemente und leider war das Ende für mich vorhersehbar.

© Renie

 

Helmut Pöll

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Gerade habe ich Deine Rezension entdeckt, @Renie . Diese Andersartigkeit, von der Du sprichst, hat mich gerade an diesem Buch begeistert. Kim Novak war für mich - gottseidank - kein Buch nach dem üblichen Krimi-Strickmuster: Mord auf Seite drei und dann wird von einem Kommissar mit Alkoholproblemen und zerrütteter Ehe aufgeklärt.
 
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Reaktionen: Renie

Renie

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Die Leserschaft dieses Krimis scheint tatsächlich zweigeteilt zu sein @Helmut Pöll - das merke ich zumindest auf die Reaktionen auf meine Bewertung bzw. sehe es auch an anderen Rezensionen. Die eine Hälfte ist begeistert, die andere gelangweilt. Es ist auf jeden Fall ein Krimi, der in Erinnerung bleibt :)