Rezension Rezension (3/5*) zu Kann Gelato Sünde sein?: Roman von Tessa Hennig.

evaczyk

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25. Juni 2019
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Selbstverwirklichung mit Torten

Das wöchentliche Tortentreff mit Freundinnen und Nachbarinnen ist schon seit einer ganzen Weile der einzige positive Fixpunkt im Leben der Schwäbin Emilia. Doch auch wenn Backen ihre Leidenschaft ist – sehr viel mehr tut sich nicht im Leben der verwitweten Frau. Zum 60. Geburtstag will sie daher ihre im süditalienischen Kalabrien studierende Tochter Julia mit einem Spontanbesuch überraschen.

Die Überraschung gelingt, und zwar wechselseitig: Denn Julia hat ihr Lehramtsstudium weitgehend geschmissen, um mit ihrem italienischen Freund Francesco ein „Agroturismo“aufzumachen. Dass aller Anfang schwer ist, gilt auch für die beiden Jungunternehmer. Vor allem, da Francesco jeder Anflug von Luxus in der Öko-Unterkunft zuwider ist. Emilia, als ehemalige Versicherungskauffrau doch sehr auf Sicherheit bedacht, muss da erst mal schwer schlucken. Dann allerdings erliegt sie dem Charme des kalabrischen Dorfes und beschließt, eine Konditorei zu eröffnen. Ein Gedanke, der wiederum Julia suspekt ist, denn das Mutter-Tochter-Verhältnis war in der Vergangenheit nicht immer spannungsfrei…

Eigentlich versteht es sich von selbst, dass Tessa Hennigs „Kann Gelato Sünde sein?“ letztlich nur auf ein unvermeidliches, generationsübergreifendes happy end zusteuern kann – mit viel Amore, ein bißchen Eifersucht, einigen Komplikationen und skurrilen Dorfbewohnern, die mitunter ein wenig klischeebeladen daher kommen. Mit Totengräber Arturo findet Emilia einen Menschen, der sie wieder mit dem Leben aussöhnt und die Erkenntnis bringt, dass es nie zu spät für einen neuen Anfang ist.

Die Handlung plätschert überschaubar-unterhaltsam dahin und dürfte auch bei hohen Temperaturen und Sonneneinstrahlung die Konzentration der Leser nicht überfordern. Die klassische Pool- und Urlaubslektüre eben, sahnig-süß wie Emilias Schwarzwälder Kirsch-Torten.