Rezension (3/5*) zu Ins Unbekannte von Lukas Hartmann

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29. März 2022
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Mainz
Buchinformationen und Rezensionen zu Ins Unbekannte von Lukas Hartmann
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Gescheiterte Träume

"Ins Unbekannte" ist der erste Roman, den ich von Lukas Hartmann las. Angesprochen hatte mich der Roman insbesondere wegen des Erzählstrangs über Sabina Spielrein, die in einer psychiatrischen Klinik landet und dort von C. G. Jung behandelt wird. Ich muss zugeben, dass mir der Name Fritz Platten hingegen gar nichts sagte, mir auch im Vorfeld nicht bewusst war, dass der Roman auf zwei wahren Biographien beruht. Manchmal ist es aber durchaus lohnenswert, sich überraschen zu lassen.

Im Roman gibt es zwei Handlungsstränge, von denen einer sich um den Lebenslauf von Sabina Spielrein, der andere um den von Fritz Platten dreht. Sabina wird wegen hyterischen Anfällen von ihren Eltern in die psychiatrische Klinik Burghölzli in Zürich eingewiesen. Sie sehen sich zunehmend überfordert und erhoffen sich Heilung für ihre Tochter. Sabina wird in der Klinik von Carl Gustav Jung behandelt. Sabina entwickelt schnell ein größeres Interesse für Jung, als gut für sie ist. Ihr Zustand verbessert und stabilisiert sich, aber zwischen ihr und Jung beginnt sich eine besondere, etwas intimere Beziehung zu entwickeln. Sabina träumt von Heirat und Kindern, doch Jung lässt sie enttäuscht und desillusioniert zurück. Dennoch ist er wichtig für ihren weiteren Werdegang, beginnt sie ein Studium und wird später selbst Ärztin und Psychoanalytikerin. Privat läuft es für sie weniger erfreulich als beruflich. Sie heiratet recht leidenschaftslos Pawel, von dem sie auch zwei Kinder bekommen wird. Doch erst als dieser sich deutlich in Richtung einer anderen Dame zu orientieren beginn, folgt sie ihm nach Russland und bricht ins Unbekannte auf. Doch die Zeiten sind schwer, besonders Jüdinnen wie sie...

Träume treiben auch Fritz Platten an. Ihm bleibt aufgrund des Arbeiterstatus' der Familie der Besuch des Gymnasium versagt. Früh beginnt er sich im Arbeiterbund zu organisieren. Später wird er überzeugter Kommunist. Sein Privatleben leidet stark unter seinem politischen Engagement. Von seinen Beziehungen zu den Frauen prägt ihm Beata am stärksten. Als er von ihrem Tod erfährt, geht ihm dies sehr nah. Seine Auswanderung in die Sowjetunion erweist sich rückblickend als fatal...

Zwei Lebensläufe, zwei Schicksale. Es gibt einige wenige Berührungspunkte, so beispielsweise eine kurze Begegnung in der Schweiz, die Reise ins Unbekannte, Träume, die schweitern, ihr Schicksal insgesamt. Da ich über beide Persönlichkeiten vorab nichts wusste, war der Roman für mich auf jeden Fall informativ. Interessanter fand ich jedoch stets den Lebenslauf von Sabina Spielrein.

Der Schreibstil ist angenehm, konnte mich aber nicht begeistern. Das Geschehen an sich auch nicht, doch verfolgte ich mit einer gewissen Neugier die Entwicklung von Sabina. Natürlich fragt man sich als Leser unweigerlich, was die beiden Erzählstränge und damit die beiden Biographien miteinander verbindet. Leider ist dies im Roman nicht explizit heraus gearbeitet, ich hätte mir etwas mehr Konzentration auf diese Berührungspunkte gehofft. So bleibt der Titel als Anhaltspunkt sowie einige erwähnte Aspekte, die wir dem Roman entnehmen könnnen.

Ein informativer Roman, den ich zwar durchaus gerne gelesen habe, der mich aber leider nicht begeistern konnte.