Rezension (3/5*) zu In die Arme der Flut: Roman von Gerard Donovan

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Der Sprung von der höchsten Brücke in Maine

Nahe dem Städtchen Ross Point im US-Bundesstaat Maine: Luke Roy steht auf einer Hängebrücke und blickt 35 Meter tief in den Abgrund. Schon oft hat der 36-Jährige an Selbstmord gedacht. So auch jetzt an diesem Freitag im Oktober, doch bei dem dichten Nebel zögert er den Sprung hinaus. Und dann geschieht etwas Unerwartetes…

„In die Arme der Flut“ ist ein Roman von Gerard Donovan.

Meine Meinung:
Der Aufbau ist unkompliziert und funktional. Der Roman besteht aus 68 kurzen Kapiteln, die sich über mehrere Teile erstrecken.

In sprachlicher Hinsicht hat mich der Roman überzeugt, zu Beginn sogar regelrecht begeistert. Der Schreibstil ist geprägt von starken, teils ungewöhnlichen Bildern, einer intensiven Atmosphäre und gelungenen Beschreibungen. Erzählt wird im Präsens und in chronologischer Reihenfolge, wobei die Perspektive immer mal wieder wechselt.

Im Vordergrund der Geschichte steht Luke, dem das Schicksal mehrfach übel mitgespielt hat und der deshalb bei mir viel Empathie und Mitgefühl gefunden hat. Zwar wird seine Todessehnsucht für mich nicht in Gänze begreifbar. Dennoch ist er ein interessanter Charakter.

Inhaltlich ist der Roman besonders, aber eben auch sehr merkwürdig und das auf zumeist eher unangenehme Weise. Zwar haben mir die gesellschaftskritischen Ansätze und die Themenvielfalt der Geschichte, die einige aktuelle Bezüge aufweist, durchaus zugesagt. Jedoch hat mir im weiteren Verlauf der rote Faden gefehlt.

Während mich die ersten rund 25 Kapitel noch weitgehend fesseln konnten, fällt der Roman im Weiteren stetig ab. Die Geschichte verliert zunehmend an Stringenz und Glaubwürdigkeit. Das Ende hat mich schließlich absolut ratlos zurückgelassen.

Das Cover gefällt mir in Verbindung mit dem deutschen Titel sehr gut. Allerdings ist der Titel des Originalmanuskriptes („The Dead Lit Faintly“) deutlich passender gewählt.

Mein Fazit:
„In die Arme der Flut“ von Gerard Donovan ist ein Roman, der stark beginnt, jedoch auch stark nachlässt. Wer über einige Ungereimtheiten hinwegsehen kann und Überraschungen liebt, könnte aber an dieser ungewöhnlichen Lektüre Gefallen finden.

 

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