Rezension Rezension (3/5*) zu Fünf-Sterne-Kerle inklusive von Gaby Hauptmann.

parden

Bekanntes Mitglied
13. April 2014
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49
Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
Lebt von abgedroschenen Klischees...

Katrin kann es nicht fassen: Sie hat das große Los gezogen - und eine Woche Skiurlaub im Fünf-Sterne-Hotel gewonnen. Unverhofft findet sich die Supermarktkassiererin in einem Kreis von reichen und attraktiven Hotelgästen. Ihr kleines Geheimnis behält sie für sich und wird für die Männer nur um so interessanter. Das Leben ist süß - bis Katrin merkt, daß da noch andere Kräfte am Werk sind. Als das Hotel eingeschneit wird, verdichten sich die Turbulenzen... Mit einer erfrischenden Portion schwarzem Humor schaut Gaby Hauptmann auf die Welt der Reichen und Schönen. So amüsant und kurzweilig wie eine Woche Skiurlaub in den österreichischen Bergen!

So weit der Klappentext. Im Zentrum des Geschehens steht die 23jährige Katrin, die ein unerwarteter Gewinn plötzlich in eine ganz andere Welt katapultiert. Vom schlecht bezahlten Job in einem Schlecker-Markt (Schlecker? Was war das noch gleich? Ach ja, eine längst geschlossene Drogerie-Kette - und ja, das Buch ist schon älter, es erschien im Jahr 2002) hin in das Parallel-Universum der High Snobiety.

Obwohl sie ohne ihren Freund anreist und sich mit den Gepflogenheiten der 5-Sterne-Gäste ganz und gar nicht auskennt, fühlt sich Katrin nach sehr kurzer anfänglicher Unsicherheit spontan pudelwohl. Sie steht - vor allem bei den allesamt gut aussehenden oder doch zumindest millionenschweren Männern unter den Hotelgästen - im Zentrum des Interesses, denn niemand ahnt, dass sie ihren Aufenthalt einem Gewinnspiel zu verdanken hat.

Eine eingeschworene Clique, jeder kennt jeden und jeder versucht den anderen auszustechen - vor allem bei solch appetitlichem 'Frischfleisch' wie Katrin, die sich plötzlich mit C und h schreibt. Ihre in letzter Sekunde gekauften Second Hand Klamotten können selbstredend mit dem Markengehabe der First Class Touristen mithalten, und niemand kommt hinter Katrins - äh, Cathrins - Geheimnis. Der Alkohol fließt in Strömen, ein bisschen Skifahren gibt es auch, aber das Après-Ski spielt doch die wichtigere Rolle. Katrin denkt allerdings gar nicht daran, ihren Freund zu hintergehen, und so lässt sie die wetteifernden Kerle der Reihe nach abperlen. Was deren Eifer jedoch nicht mindert...

Man soll nur das bewerten, was man erwartungsgemäß bekommt. Zugegebenermaßen lese oder höre ich solche Chicklit-Romane eher selten, und wenn, dann selten begeistert. Ab und an tut es einfach gut, sich simpel von einer Geschichte berieseln zu lassen, ähnlich wie bei den Vorabendserien, an deren Inhalt man sich hinterher kaum noch erinnert.

Leider fand ich diesen Roman recht einfallslos gestrickt mit einer zwar sympathischen Hauptfigur, die allerdings eindimensional blieb und am Ende eine doch sehr zweifelhafte Entscheidung traf, die mich verblüfft aber auch enttäuscht zurückließ. Die Erzählung trieft vor abgedroschenen Klischees, die zwar aus dem Leben gegriffen sein mögen, was die Sache aber nicht besser macht. Mit solchen Leuten und einem derartigen Gehabe wollte und will ich persönlich einfach nichts zu tun haben. Dass Katrin sie mehrfach mit ihren eigenen Waffen schlägt, war zwar vereinzelt ganz amüsant, am Ende aber doch auch sehr fragwürdig.

Allerdings wächst durch solche Romane die Sehnsucht, selbst einmal wieder in den Urlaub zu fahren. Insofern bleibt die Hoffnung, dass - wenn auch vielleicht nicht durch ein Gewinnspiel, dann aber doch dank Impfungen oder anderer wissenschaftlichen Durchbrüche - das bald wieder Realität ist...


© Parden