Rezension Rezension (3/5*) zu Frühling in Utrecht: Roman von Julia Trompeter.

Bibliomarie

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10. September 2015
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Buchinformationen und Rezensionen zu Frühling in Utrecht: Roman von Julia Trompeter
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Wendepunkt

Klara verlässt Hals über Kopf Berlin und landet in Utrecht. Schon die Wahl des neuen Wohnorts ist eher zufällig. Wichtig ist ihr nur, dass es wenig Ähnlichkeit mit der Berliner Szene hat. Sie will neu anfangen, ein neues Land und eine neue Sprache, aber auch nicht ganz so fremd und exotisch, deshalb fiel die Wahl auf das Nachbarland.
Sie macht ihre ersten Schritte in einer neuen Sprache, notiert sich Gedankenfetzen in ihrem Dagboek. Sie flaniert und plaudert und nimmt den Leser mit in ihre neue Umgebung. Sie will keine Gedanken mehr an ihre zurückgelassene Beziehung in Berlin zulassen. Hauke, nur noch der Name an der gemeinsamen betriebenen Kneipe im Kiez. Die Liebe hat sich schon lange verflüchtigt, innerlich hat sie sich schon seit Jahren getrennt, nur für den letzten Schritt hat sie lange gebraucht. Vielleicht weil sie sich immer schon schwer tat mit Entscheidungen und Dinge zu Ende zu bringen.
Doch allmählich schleicht sich ein anderer Ton ein, sie vermeint Hauke zu sehen, Erinnerungen verfolgen sie und sie beginnt ihre Vergangenheit aufzuarbeiten. Ein Anstoß und eine Hilfe ist auch Thjis, ein junger Niederländer, der ihr gefällt und den sie bewundert, weil er genau weiß, was er will. Ein Wesenszug, der der Mitdreißigerin Klara in den vergangenen Jahren gefehlt hat, sie hat Unverbindlichkeit und mangelnde Entscheidungsfreudigkeit mit Freiheit verwechselt.
„Freiheit aushalten“ der Spruch, der auch an der Wand von Klaras Kneipe hing, ist eigentlich das Schlüsselwort. Klara muss es auf wirklich schmerzhafte Weise lernen, damit umzugehen und zu sich zu finden.
Mir hat der leichte, aber nie seichte, oder belanglose Ton gefallen, den Julia Trompeter für ihre Protagonistin findet. Die Sprache ist lebendig und bildhaft. Der Lernprozess, den Klara durchmacht, ist sicher vielen Lesern aus eigener Erfahrung bekannt. Es ist ein treffsicher geschildertes Bild einer Generation, die alle Möglichkeiten hat und der Schwierigkeit sich für die richtige zu entscheiden.
In vier Jahreszeiten hat Julia Trompeter ihren Roman gegliedert und als der Sommer endet, hat Klara ihren Weg gefunden. Wohin er führt, das wird dann eine andere Geschichte.