Rezension (3/5*) zu Flammender Frieden von Stefan Heym

Emswashed

Bekanntes Mitglied
9. Mai 2020
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In Afrika wurde mit Lis(z)t gekämpft.

Der Krieg hat viele Gesichter und einer der vielen Nebenschauplätze des Zweiten Weltkriegs war Nordafrika, wo sich Rommel 1942 mit dem Ableger der Vichy-Regimes, dem Bat d'Af (Bataillon d'Afrique) "herumschlägt" und amerikanische Soldaten im D-Day-Stil einfallen, um die Deutschen zu stoppen.

Die Lage ist unklar, vor allem die Haltung der Franzosen ist eine zwiespältige. Einerseits wollen sie die Deutschen aus ihrem Einflussgebiet vertrieben wissen, andererseits möchten sie keine amerikanischen Schnüffler bei ihren Geschäften in Afrika.

Diese verzwickte Situation hat Stefan Heym aufgegriffen. War er (1913 in Chemnitz geboren) doch selbst, als inzwischen amerikanischer Staatsbürger, Teilnehmer an diesem Krieg, in einer Einheit für Psychologische Kriegführung und verfasste Flugblätter. Vor diesem Hintergrund scheint es natürlich, dass die geschichtlichen Details in seinem Roman stimmen und die Soldaten detaillierte Gefühlsbeschreibungen verpasst bekamen.

Das Kernstück dieses Romans bildet allerdings Marguerite Fresneau, die die Geliebte des Deutschen Ludwig Liszt ist, aber auch sämtlichen anderen Männern den Kopf verdreht. Mit dem Charisma einer Mata Hari, aber der Wankelmütigkeit eines Kompasses für Kriegsgewinner, verhilft sie dieser Geschichte zu slapstickhaften Dialogen und komischen Taten, inmitten vom ernsthaft-blutigem Spiel der Waffen. Letztere bringen auch noch die gestärkteste Männerseele aus der Fassung und in die Hölle der Verwirrung bis zum Tod. Eine einzige Ohrfeige scheint zu genügen, um den Verlauf der Fronten, die oft im Nebel des Gefechts verschwimmen, zu verändern.

Mit Interesse verfolgte ich die Kampfhandlungen der verschiedenen Parteien, von denen alle Seiten Heymches Fett abbekamen, staunte über so manche strategische Überlegung und schüttelte den Kopf über dumme Taten, doch mein ganzer Focus richtete sich auf diese Frau, die alles andere in den Hintergrund treten ließ und doch mit jedem Satz zum Bauern auf dem Schachbrett degradiert wurde.

Erst das Nachwort versöhnte mich mit dieser Unstimmigkeit, in dem Heym selbst diese, noch wärend des Krieges auf Englisch gemachten, Aufzeichnungen als Vorstudie einstufte und sie nicht, wie seine anderen Texte, selbst ins Deutsche übersetzte. Zur Vertiefung seines Gesamtwerkes, ist es berechtigt, veröffentlicht zu werden. Als eigenständiger Spionagethriller allerdings hätte es einiger Überarbeitung bedurft.

 
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