Rezension (3/5*) zu Feuerland: Roman von Michael Hugentobler

Irisblatt

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15. April 2022
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Buchinformationen und Rezensionen zu Feuerland: Roman von Michael Hugentobler
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Wenn eine Sprache verloren geht, stirbt eine ganze Welt!

Der deutsche Linguist und Völkerkundler Ferdinand Hestermann findet ein handgeschriebenes Wörterbuch über die Sprache der Yamana. Er ist völlig fasziniert von der Liebe zum Detail und der kulturellen bzw. sprachlichen Kenntnis des unbekannten Autors. Hestermann erschließt sich durch das Wörterbuch eine neue Welt und betrachtet es schon bald als seinen wichtigsten Schatz, den er kaum noch aus den Augen lässt. Als die Nazis mit den Plünderungen von Bibliotheken und Privatsammlungen beginnen, versucht Hestermann nicht nur sein Wörterbuch zu retten.
In einem zweiten Erzählstrang geht es um den Verfasser des Wörterbuchs. Thomas Bridges wächst als Ziehsohn eines britischen Missionars in Feuerland bei den Yamana auf und bleibt dort sein ganzes Leben lang. Als Kind schließt er eine enge und lang anhaltende Freundschaft mit einem Yamana Jungen, von dem er auch die Sprache erlernt. Bridges arbeitet regelrecht besessen an der Vollendung seines Wörterbuchs. Immer wieder notiert er Bedeutungsnuancen und versucht die Vielfalt der Wortbedeutungen zu erfassen und zu dokumentieren.
Im Roman werden unterschiedliche Themen von geschichtlicher Relevanz angesprochen. Kolonialismus und Christianisierung gehören dazu. Außerdem wird das Massensterben der Yamana thematisiert, das durch Krankheiten ausgelöst wurde, die durch die Kolonialmächte eingeschleppt wurden. Auch der schleichende Einfluss der Nazis auf die Lehre an den Universitäten und die Beseitigung kultureller Werte (in diesem Fall Bücher) durch die Nazis wird im Roman gut dargestellt.
Hestermann und Bridges sind übrigens beide historische Persönlichkeiten. Hugentobler hat einige Eckdaten aus ihrem Leben übernommen, das meiste ist wohl Fiktion. Ich hatte mich sehr auf diese Geschichte gefreut. Leider kratzt das Buch, was die oben genannten Themen betrifft, sehr an der Oberfläche und auch die Hauptprotagonisten sind für mich irgendwie blass geblieben.