Rezension Rezension (3/5*) zu Dunkle Halunken: Roman von Terry Pratchett.

wal.li

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1. Mai 2014
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Buchinformationen und Rezensionen zu Dunkle Halunken: Roman von Terry Pratchett
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Düstere Gassen

Der junge Dogder hat es nicht leicht im London der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Das Leben ist rau und die Straßen sind dreckig. Dodger hat schnell erkannt, dass der Job des Kaminkehrers der Gesundheit nicht zuträglich ist. Da zieht es ihn eher in die Kanalisation, wo es hin und wieder Gegenstände zu finden gibt, die verloren gegangen sind. Glück hat Dodger, dass er bei dem Uhrmacher Solomon wohnen kann, der sich um ihn und seinen Hund Onan kümmert. Eines Tages jedoch gerät Dodger in ein ganz besonderes Abenteuer, denn er rettet eine junge Frau, die schwer verletzt aus einer Kutsche entkommt.

Mal etwas ganz anderes von Terry Pratchett, ein Roman aus dem viktorianischen London, auf dessen Straßen es hart zugeht. Junge Ehefrauen, die kein Bestimmungsrecht über ihr eigenes Leben haben. Straßenjungs, die oft früh alten, deren Leben wirklich schwer ist. Ein gutmütiger jüdischer Uhrmacher, der einem der Jungen ein zuhause gibt, einen Halt, gute Ernährung und eine gewisse Erziehung. Und dann sind da Mr. Charlie Dickens und sein Freund Henry Mayhew. Sie alle kann man in diesem für den Autor untypischen Band kennenlernen. Wie der Autor im Nachwort berichtet, war es ihm ein besonderes Anliegen von dieser Zeit zu künden. Dodger hat zwar nicht den besten Start ins Leben bekommen, aber er ist intelligent und weiß Vorteile zu nutzen. Und manchmal ist er einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

Eine erfrischende andere Sichtweise bekommen wir hier auf ein London wie es vielleicht gewesen sein könnte, eigenartig modern, mit engagierten Menschen in einer Zeit, in der der einzelne nichts galt, wenn er nicht gerade mit einem goldenen Löffel im Mund geboren war. Mit einigen künstlerischen Freiheiten, die sich der Autor genommen hat, zeichnet er doch ein realistisches Bild von einer großen Stadt, in der Zustände herrschen, die man sich heute nicht mehr vorstellen kann. Der gewitzte und sympathische Dodger nimmt für sich ein und seine Geschichte unterhält. Die liebevoll gezeichneten Figuren sind sehr gewinnend, wenn auch die eigentliche Handlung ein wenig verschwommen bleibt, fast ein wenig nebensächlich bei der wunderbaren Schilderung des Milieus. Mit lebhafter Betonung verleiht der Vorleser Stefan Kaminski den handelnden Personen eine Stimme, womit er es vermag der Handlung Leben und Aktion einzuhauchen. Ein Hörbuch, das zum einen sehr gute Unterhaltung bietet und zum anderen anregt etwas mehr über diese Ära erfahren zu wollen.
3,5 Sterne