Rezension Rezension (3/5*) zu Die wundersame Reise eines verlorenen Gegenstands: Roman von Salvatore Basile.

Bibliomarie

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10. September 2015
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Vom Verlieren und Wiederfinden

Michéle lebt und arbeitet auf dem Bahnhof des kleinen Örtchens Miniera de Mare. Arbeit und Wohnung hat er vom Vater übernommen, mittlerweile hält nur noch ein Regionalzug am Tag und Michéle ist ganz eingesponnen in seiner Alltagsroutine und Einsamkeit. Seit seine Mutter eines Tages den Zug bestieg und nie mehr zurückkam, umgibt ihn Misstrauen gegen Menschen. Seine einzige Freude sind Fundgegenstände aus dem Zug, die, wenn sie nicht mehr abgeholt werden, in seinem Zimmer gesammelt werden.
Eines Tage reißt ihn Elena, eine junge Frau auf der Suche nach einer vergessenen Puppe aus seiner Lethargie und schubst ihn in die Realität, er beginnt die fast aussichtslose Suche nach seiner Mutter. Elena hilft ihm auch, seine inneren Fesseln zu lösen und eine zarte Freundschaft und Bindung entsteht.
Die Beschreibung verspricht eine märchenhafte, eine wenig versponnene Geschichte und es sind auch alle Zutaten vorhanden, die dazu gehören. Der Autor, Salvatore Basile, ist ein versierter Drehbuchschreiber, der eine Geschichte aufbauen und mit Worten umgehen kann. Es gelingen ihm sehr schöne Szenen, die sofort ein Kopfkino auslösen. Doch warum konnte mich der Roman nicht ganz überzeugen?
Sicher lag es an der Überfülle solcher Szenen und Zufälle. Ich hatte immer mehr das Gefühl, dass der Autor zu viel hineinpackte, Begegnungen und Personen ganz kalkuliert auf ihre Bildhaftigkeit hineinpackte und dadurch die Wirkung verwässerte. Auch die Charakterisierung seiner Hauptfiguren litt darunter, ihre Entwicklung war nicht immer nachzuvollziehen. Das fand ich sehr schade, denn immer wieder waren da sehr anrührende emotionale Abschnitte, die allein besser gewirkt hätten, wären sie nicht zu überfrachtet gewesen. Statt auf die Fantasie der Leser zu vertrauen, gibt der Autor jedes Detail vor und bemüht immer wieder den Zufall um den Roman voranzutreiben. Dass hat mir die Freude an diesem Roman geschmälert, dessen Handlungsidee mir sehr gut gefallen hat und von dem ich mir viel versprochen hatte.
Mein Lesedruck: eine schöne Idee, eine gute Sprache, aber die Ausführung war nicht ganz rund, deshalb bin ich mit meinen Leseeindruck auch gespalten. Es war alles da, was eine unterhaltsame, etwas märchenhafte Geschichte ausmacht, dass es mich trotzdem nicht richtig gepackt hat, lag vielleicht auch an meinen hohen Erwartungen.
Die Gestaltung des Covers fand ich ausnehmend gelungen, der ein Bahnhof, etwas altertümlich, der Aufbruch und Heimkehr gleichermaßen symbolisiert.