Rezension Rezension (3/5*) zu Die Tuchvilla: Roman von Anne Jacobs.

wal.li

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1. Mai 2014
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Buchinformationen und Rezensionen zu Die Tuchvilla: Roman von Anne Jacobs
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Ein Mädchen aus unbekanntem Haus

Im Herbst des Jahres 1913 betritt die junge Marie Hofgartner zum ersten Mal die Tuchvilla. Sie hat eine Stelle als Küchenmädchen bekommen. Zuvor hat sie ihr Leben im Waisenhaus verbracht. Intelligent und hübsch ist Marie, doch sie eckt an, weil sie ihre Meinung zu vertreten weiß. Allerdings merkt sie schnell, dass, auch wenn sie nur die niederen Arbeiten verrichten muss, sie es noch nie so gut gehabt hat, wie hier. Relativ gute Kleidung gab es, sogar einen warmen Mantel und Schuhe. Nicht alle der neuen Kollegen mögen sie und sie muss auch Obacht geben, dass sie nichts sagt, wodurch sie ihre Position verlieren könnte. Doch so langsam beginnt sie, sich wohler zu fühlen und die Hoffnung auf ein besseres Leben zu hegen.

Ein Roman um ein junges Mädchen aus einfachsten Verhältnissen, in deren Vergangenheit es ein Geheimnis zu geben scheint. Ein junges Mädchen, dass sich verliebt, dass sich jedoch seiner Position bewusst ist. In die Zeit vor dem ersten Weltkrieg hineingeschrieben spielt die politische Situation in diesem Buch keine große Rolle. In einzelnen Sätzen wird angedeutet, dass Soldaten zur Truppe müssen oder Arbeiter streiken. Das Hauptaugenmerk der Geschichte liegt jedoch auf den Erlebnissen der beiden Töchter des Inhabers der Tuchfabrik und der jungen Marie. Alle drei haben ihre Wünsche und Träume und versuchen deren Erfüllung zu erreichen.

Dieser gefühlvolle Roman unter hält zwar nicht mit geschichtlichen Fakten und zeitgeschichtlichem Hintergrund, aber das Schicksal der Bewohner bietet eine meist spannende Lektüre. Man kann sich gut in die Gedanken- und Gefühlswelt der Hauptpersonen hineinversetzen. Man fühlt mit ihnen. Zwar muss man sich manchmal fragen, welche Beweggründe sie für ihre Handlungen haben, doch meist kann man die Geschichte erleben als sie man selbst dabei. Ein wenig mehr Historie hätte vielleicht gutgetan, aber als schöner Roman um drei junge Frauen lässt sich das Buch bestens empfehlen.
3,5 Sterne