Rezension (3/5*) zu Die Stimme meiner Schwester: Roman von Itamar Vieira Junior

theblackswan

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11. März 2022
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Einblick in fremde Religionen

In 'Die Stimme meiner Schwester' begleiten wir Belonisia und Bibiana, zwei Schwestern die vor dem Hintergrund ihrer Herkunft als Nachkommen von Sklaven und alter brasilianischer Religion ihre eigenen Hindernisse überwinden müssen.

Hier finde ich den Klappentext irreführend. Liest man ihn, denkt man es geht sehr viel im die Bande zwischen den beiden Schwestern und vor allem darum, wie die beiden durchs Leben kommen wenn eine Schwester aufgrund eines Unfalls nicht mehr sprechen kann und die andere diese Aufgabe für sie übernimmt. Das kam mir aber in dem Buch eindeutig zu kurz.

Das lag vor allem daran, dass die Perspektiven der beiden Schwestern nacheinander erzählt würden und gerade in der der 'sprechenden' Schwester nicht mehr viel Solidarität mitschwingt wie der Klappentext es erhoffen lässt. Ihre Kapitel kamen mir vor wie eine Aneinanderreihung von Geschichten, aus denen ich den roten Faden nicht ausmachen konnte. Ich habe ehrlich überlegt das Buch abzubrechen.

Dann kam nach 1/3 des Buches die nächste Perspektive. Die stumme schwester ist eine sehr eigenständige Person, ihre Perspektive fand ich mitreißend und bewegend. Sie ist meiner Meinung nach die eigene Person, die wirklich mit Tiefe gezeichnet wurde, die anderen bleiben sehr eindimensional. Hier hat man dann verstanden, dass die erste Perspektive eigentlich nur dazu da war, die Szene für alles weitere zu setzen. Das fand ich sehr schade.

Man erhält allerdings in den Buch sehr gute Einblicke in die Religion und der Heiligen der Gemeinschaft. Dieses Thema wird mit jeder Seite präsenter und ist am Ende eigentlich das allumfassende Thema.

An sich hätte das Buch viel Potential gehabt über die Verhältnisse der Menschen zu reden und wirklich tiefgreifende Charaktere zu zeichnen. Stattdessen würde vieles nicht richtig erklärt was gerade bei Fiktion meiner Meinung nach wichtig ist um dem Lesefluss zu helfen. Oft konnte ich der Kultur und der Geschichte der Menschen nicht folgen, weil Kontext gefehlt hat. Das hat es leider nicht getan, es wirkte zusamnengestückelte und als wollte der Autor viele Themen ansprechen und hat nichts zu Ende geführt. Sehr schade. Eine wesentlich bessere Ausarbeitung dieses Themas gibt es meiner Meinung nach im Buch "Wie schön wir waren". Das würde ich allen empfehlen, die generationsübergreifenden Schmerz und Kulturen verstehen wollen.

 
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