Rezension (3/5*) zu Die Nachricht: Roman von Doris Knecht

Irisblatt

Bekanntes Mitglied
15. April 2022
1.325
5.531
49
53
Leider konnten wir zu diesem Buch keine Daten ermitteln.
Cybermobbing und seine Folgen

Doris Knecht thematisiert in ihrem neuen Roman „Die Nachricht“ digitales Stalking, Cybermobbing, Sexismus, Frauenhass- bzw. -verachtung in der digitalen, aber auch in der physischen Welt.

Ruth steht mit beiden Beinen im Leben, hat sowohl beruflich als auch privat einen großen Freundes- und Bekanntenkreis, und erhält immer mal wieder von Berufs wegen beleidigende Nachrichten. Sie ist über ihre Accounts bei Facebook, Twitter und Instagram aktiv in den sozialen Medien unterwegs. Vor drei Jahren kam ihr Mann Ludwig bei einem Unfall ums Leben. Erst nach seinem Tod erfuhr sie von der Geliebten ihres Mannes. Seine Beziehung zu dieser anderen Frau ist Inhalt der ersten anonymen Nachricht, die Ruth eines Tages über ihren privaten Facebook-Account erhält. Zahlreiche herabwürdigende anonyme Nachrichten folgen. Sie enthalten intime Details aus ihrem Privatleben und sind dadurch von einer ganz anderen, einer viel beunruhigenderen Qualität, als die allgemeinen Angriffe und Kommentare, die sonst im Internet gepostet werden. Wer ist der Verfasser/die Verfasserin und was ist das Motiv? Irgendwann schickt der Absender seine Nachrichten nicht nur an Ruth, sondern auch an Familienmitglieder, Freunde, Bekannte, Kollegen und potentielle Arbeitgeber. Die Verunsicherung setzt schleichend ein, weitet sich aus und gewinnt im Laufe des Romans immer mehr an Intensität. Die Nachrichten richten Schaden an - wem kann man noch trauen, ist Ruth wirklich nur das Opfer oder ist sie vielleicht sogar selbst Schuld an dem, was ihr widerfährt? Welchen Wahrheitsgehalt haben die Nachrichten? Die Reaktionen von Ruths Umfeld zeigen wie unsere Gesellschaft mit dieser Art von Stalking umgeht und welche Konsequenzen die fehlende Unterstützung der Opfer haben.

Knecht gelingt es auf grandiose Art und Weise auch die Leser:innen zu verunsichern. Mit großer Spannung und Anspannung habe ich die Geschichte verfolgt, gerätselt, irgendwann jeden und jede verdächtigt, mich in die Irre führen lassen, ja sogar an der Geschichte des Opfers gezweifelt. Das Ende ist alles andere als zufriedenstellend, aber leider sehr realistisch und deshalb durchaus stimmig. Trotz vieler positiver Aspekte fehlte mir aber bei den einzelnen Protagonist:innen eine gewisse Tiefe - die Figuren blieben für mich blass, austauschbar und nicht richtig greifbar. Vielleicht wollte Doris Knecht damit auch zeigen, dass es jede treffen kann? Mir fehlte in diesem Roman die erzählerische Substanz und letztendlich lässt mich das Buch trotz schöner Sprache und wichtigem Thema irgendwie unzufrieden zurück.

von: Roth, Charlotte
von: Tarjei Vesaas
von: Joachim B. Schmidt
 

Irisblatt

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Es blieb für mich irgendwie oberflächlich - Ruth konnte ich nicht fassen.