Rezension Rezension (3/5*) zu Die Mütter-Mafia von Kerstin Gier.

parden

Bekanntes Mitglied
13. April 2014
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49
Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
Alles andere als perfekt...

Charlotte ist eine Frau, die mitten im Leben steht - bis man sie aus dieser Mitte reißt. Mann sollte ich besser schreiben, nicht man. Ihr Ehemann nämlich, erfolgreicher Staatsanwalt, beschließt plötzlich, sich von ihr scheiden zu lassen. Er behält das Haus, sie die Kinder, dafür bekommt sie das Haus seiner kürzlich verstorbenen Mutter, das auch über einen großen Garten verfügt. So weit, so schlecht - Charlotte sieht sich plötzlich einem riesigen Berg an Problemen gegenüber. Das alte Haus ist nicht etwa entrümpelt, nein, die dunklen Mahagoni Schränke und die Einrichung Eiche rustikal fristen da noch ihr staubiges Dasein - was aber andererseits auch nicht schlecht ist, da Charlotte selbst ja gar keine Möbel hat. Das Geld, das ihr Bald-Exmann ihr zugedacht hat, reicht bis Monatsende gerade mal für die täglichen Einkäufe. Die pubertierende Tochter läuft Amok, weil sie zu Hause wohnen bleiben will. Die Nachbarn sind die Hölle und drohen Charlotte gleich vom ersten Tag an mit dem Anwalt. Und der Kindergarten der versnobten Gegend scheint nur aus Supermamis und ihren verhätschelten Kindern zu bestehen.

Über die Kinder lernt Charlotte aber auch andere Menschen kennen - einen Porschefahrer, dem sie gleich am ersten Kindergartentag ihres Sohnes mit ihrem Fahrrad den Lack an seinem teuren Wagen zerkratzt, sowie nette und vor allem tatkräftige Nachbarinnen, die ihr bei der Umgestaltung des Hauses zur Seite stehen, ihr gegen die Supermamis einen Halt bieten und auch immer ein offenes Ohr bei Problemen haben. Die Bilderbuchmamis - das ist einfach nichts für Charlotte. Gemeinsam mit einigen anderen stellt sie schließlich als Gegenbewegung die heimliche 'Mütter-Mafia' auf die Beine...

So viel hatte ich schon von diesem Buch gehört, dass ich schließlich zugriff, als sich mir die Möglichkeit bot, das Hörbuch zu bekommen. Leider handelt es sich hierbei um eine gekürzte Ausgabe, so dass ich einige begeisterte Rezensionen zum Buch nicht wirklich nachvollziehen kann, da diese sich z.T. auf Ausschnitte beziehen, die hier schlichtweg fehlen. Wie immer finde ich das sehr bedauerlich und kann einmal mehr diesen Kürzungen nichts abgewinnen.

Unterhaltsam war es jedoch trotz der Kürzungen, denn hier sind einige witzige Überraschungen eingebunden, und da dieses Buch wohl zum Genre der Chicklit zu zählen ist, ist es auch nicht weiter schlimm, dass man gleich zu Beginn ahnt, wie das ganze ausgehen wird. Eigentlich wären auch die Dialoge witzig gewesen - davon lebt das Buch im Grunde - doch leider war Mirja Bös als Sprecherin hier für mich eine Enttäuschung. Bekannt ist sie mir als qurilig spritzige Unterhaltungskanone aus dem TV, da sprudelt sie in Dialogen nur so vor Lebendigkeit und Energie. Das Hörbuch jedoch klingt meist nach einem gelangweilten 'Vorlesen'. Wenig Betonung, keine Variation im durchgehend langsamen Erzählfluss, und eine Unterscheidung der Charaktere durch unterschiedliche Stimmlagen: Fehlanzeige. Das ist ausgesprochen schade.

Da ich auch das zweite Hörbuch der Trilogie geliehen bekommen habe, werde ich mir das sicherlich auch noch anhören. Allerdings hoffe ich, dass ich da auf mehr Lebendigkeit der Sprecherin stoßen werde.


© Parden

 
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