Rezension Rezension (3/5*) zu Die Gärten von Monte Spina: Roman von Henrike Scriverius.

parden

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13. April 2014
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49
Niederrhein
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Buchinformationen und Rezensionen zu Die Gärten von Monte Spina: Roman von Henrike Scriverius
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Spannungsarme Handlung in schöner Kulisse...

Monte Spina – eine wilde Insel vor Lanzarote, sucht einen neuen Gärtner, was nicht ganz einfach ist, denn außer Stille und Einsamkeit hat die kleine Privatinsel wenig zu bieten. Doch das kommt der dreißigjährigen Toni gerade recht, denn ihr Mann ist vor Kurzem bei einem Autounfall gestorben und der Sinn ihres Lebens mit ihm. Weit draußen im Atlantik trifft sie auf eine karstige Landschaft und auf Menschen, die sie alles andere als herzlich empfangen. Aber Sonne und harte Arbeit wecken neben ihren Lebensgeistern vor allem eins: ihre Neugier. Denn auf der schweigsamen Insel am Ende der Welt gibt es eine ganze Reihe von Merkwürdigkeiten: Warum blieben Tonis Vorgänger immer nur wenige Wochen? Wieso ist das oberste Stockwerk des Haupthauses tabu für sie? Und was steckt hinter dem abwesenden Besitzer der Insel, dem geheimnisvollen Bror, von dem alle nur im Flüsterton sprechen?

Gefreut hatte ich mich hier auf einen Roman mit Urlaubsflair, angesiedelt in einem paradiesischen Setting auf einer kleinen, üppig blühenden Insel. Der Klappentext klang geheimnisvoll und versprach viele Emotionen. Doch habe ich das auch bekommen?

Njein.

Die blühende Insel bei den Kanaren wuchs beinahe aus jeder Seite des Romans - bildhaft und üppig rankten sich die Pflanzen um das Geschehen um Toni und die wenigen Bewohner des kleinen rauen Eilands. Dieser Aspekt hat mir sehr gefallen, und ja, ein wenig Urlaubsfeeling stellte sich auch ein.

Die Handlung selbst allerdings konnte mich dagegen eher weniger überzeugen. Toni, die 30jährige Gärtnerin, die nach dem Tod ihres Mannes vor dem Leben flüchtet und schließlich auf dieser Insel landet, verkriecht sich selbst vor den wenigen Bewohnern von Monte Spina, weil sie ihre Ruhe haben will. Die Bewohner sind allesamt Angestellte, wie Toni auch, und ihrem Arbeitgeber gehört die Insel.

Bror heißt der Besitzer von Monte Spina, und er ist fast nie da. Als reicher Geschäftsmann hat er viele Verpflichtungen und zieht sich nur selten auf seine Insel zurück. Doch stets wenn auch nur sein Name fällt, gerinnen die Stimmen zu einem Raunen, Warnungen werden laut, und die aufgestellten Regeln sollten besser beachtet werden.

Nur zu bald soll Toni merken, dass die Warnungen ernstzunehmen sind. Bror ist ein bösartiger Charakter, verschlossen, gutaussehend und intelligent - und damit beschäftigt, die Schwachstellen anderer ausfindig zu machen, um sie dann verbal zu Boden zu schicken. Toni ergeht es nicht anders, doch trotz ihrer Tränen und ihrer Wut erwacht auch ihre Neugier.

Weshalb ist Bror so geworden, niederträchtig, gemein und menschenverachtend? Wird Toni ihm zeigen können, dass das Leben auch schöne Seiten hat, dass sich Vertrauen in andere Menschen lohnt, dass es nicht weh tut, wenn man sich liebenswürdig zeigt? Toni, die kleine, zierliche, gebrochene Frau mit den wilden Locken, fühlt sich zu dem Besitzer der Insel merkwürdig hingezogen, auch wenn sie immer wieder vor den Kopf gestoßen wird...

Erzählt wird aus der Perspektive Tonis, so dass der Leser mit ihr die raue kleine Insel im Atlantik erkunden kann, ihre Bewohner nach und nach kennenlernt und schließlich die Bekanntschaft mit Bror macht. Gemeinsam mit Toni entdeckt der Leser allmählich einige Hintergründe des misanthropisch anmutenden Inselbesitzers und spürt, wie bei der jungen Frau die Lebensgeister ganz allmählich wieder erwachen.

Schade nur, dass die Charaktere für mich allesamt blass, klischeehaft und / oder unglaubwürdig waren. Toni beispielsweise wirkte auf mich trotz ihrer 30 Jahre ausgesprochen unreif und naiv. Dazu fand ich es sehr widersprüchlich, dass sie Bror einerseits trotzig und selbstbewusst die Stirn bot, sich andererseits aber immer wieder Dinge gefallen ließ, die eigentlich nur eine Konsequenz hätten zulassen können: Koffer packen und weg.

Bror selbst wirkte auf mich nur selbstgefällig, bösartig und unsympathisch. Selbst als sich zeigte, dass er auch zu anderen Gefühlen als Verachtung in der Lage ist, konnte ich ihm das nicht so recht abnehmen. Gerade als ich dachte, wie unglaubwürdig der Wandel sei, geschah etwas, was die Handlung in die wiederum ganz andere Richtung trieb und in der extremen Form für mich ebenfalls nicht vorstellbar war.

Trotz des anschaulichen Schreibstils, der ein flüssiges Lesen garantierte, konnte mich der Roman leider nicht in seinen Bann ziehen. Immer wieder legte ich das Buch zur Seite, um dann Tage später wieder einige Absätze weiterzulesen. Der Schluss ließ mich letztlich dann auch noch mit hochgezogenen Augenbrauen zurück. Wohlgemerkt: ich mag das Unerwartete - es sollte allerdings auch im Bereich des Vorstellbaren liegen.

Ein eher schwerer Roman mit unnahbaren Charakteren und spannungsarmer Handlung in schöner Kulisse. Für mich leider nicht das Leseerlebnis, das ich mir erhofft hatte...


© Parden

 
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