Christine Westermann, preisgekrönte Journalistin und Bestsellerautorin, genießt mit ihren Buchempfehlungen großes Vertrauen bei einem breiten Publikum. Bücher sind aus ihrem heutigen Leben nicht wegzudenken, sie sind für sie Fenster in ein fremdes Leben. Dabei war ihr Weg zu den Büchern kein selbstverständlicher, eher ein Hindernislauf. Elegant, ehrlich und mit wunderbarer Selbstironie erzählt Christine Westermann, wie sie zu den Büchern (und Thomas Mann) fand – und begibt sich dabei auf eine fesselnde Zeitreise in ihre eigene, von Brüchen gezeichnete Familiengeschichte.
Eine Bibliothek mit Leiter wünscht sich Christine Westermann. Damit sie auch mal an die Bücher in der obersten Reihe kommt. An den Zauberberg von Thomas Mann aus dem Regal der Eltern zum Beispiel, an den sie sich lange nicht gewagt hat. Mit welchen Büchern ist sie aufgewachsen, welche sind noch heute eng mit ihrem Leben verknüpft? Warum hat Lesen lange Zeit nur eine kleine Rolle in ihrem Leben gespielt? Warum ist sie aus allen Wolken gefallen, als sie gefragt wurde, ob sie Lust habe, Buchempfehlungen fürs Radio zu machen? Wie schreibt man eine Empfehlung und warum soll es bei ihr nie ein Verriss sein?
Christine Westermann schreibt über die Lust zu lesen. Und damit eng verbunden über die Neugier auf das Leben der anderen. Mit ihrem neuen Buch erlaubt sie einen Einblick ins eigene Leben. Und in die vielen Bücher, die darin vorkommen. Kaufen
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Kurzmeinung: Wer sich gerne von Prominenten beraten lassen möchte ...
Christine Westermann ist mir ein Begriff durch die Sendung „Zimmer frei“ und ich habe ihr auch gerne im Literarischen Quartett zugehört. Ihr emotionaler Zugang zu Büchern war oft erfrischend gegenüber der intellektuell/abgehobenen Herangehensweise der anderen Teilnehmer in der Runde, die ich jedoch auch zu schätzen wusste.
Christine Westermann hat schon mehrere Bücher geschrieben und bei ihrem neuesten (2022) habe ich meiner Neugier nachgegeben und es aufgeschlagen und zu Ende gelesen. Außerdem brauchte ich Ablenkung von anderer schwerer literarischen Kost, ja, es war mir klar, ich hatte keine Hochliteratur zu erwarten. Trotzdem.
Ich mag Christine Westermann, ehrlich, aber ihr erstes Buch von ihr wird auch mein letztes bleiben. Dabei kann sie eigentlich erzählen. Ihr familiärer Hintergrund ist tatsächlich spannend, sie lässt ihn zuweilen einfließen. Und sie mag Bücher, insoweit muss sie ja als Mensch sympathisch sein. Aber wenn sich ein sowie so schon schmales Büchlein zu vier Fünftel mit Inhaltsangaben anderer Bücher/Romane beschäftigt, von denen ich manche gelesen habe, dann langweile ich mich. Sicher, es ist noch einigermaßen interessant, ob wir Schnittmengen haben und ob wir Literatur ähnlich oder ganz verschieden beurteilen, aber warum sollte ich ihre ein-Seitigen Zusammenfassungen von Romanen lesen wollen, da es zu jedem der von ihr vorgestellten Romane wunderbare Rezensionen von geschätzten Rezensenten gibt, die wesentlich mehr aussagen? Und die mir näher stehen als Christine Westermann. Oder Elke Heidenreich. Same.
Aber dann wird mir klar, dass Christine gar keinen ROMAN geschrieben hat, sondern nur Buchempfehlungen gibt, so wie sie es in anderen Formaten auch macht/e, also ein Buch voller Leseappetithäppchen. Mag ich das? Nein, das mag ich nicht. 47 Kurzempfehlungen sind es insgesamt, Westermannsche Familenschnippsel dazwischen gestreut, und Ansichten über Lesereisen. Buchempfehlungen, egal, von wem, haben einen großen Nachteil: sie sind Schnee von gestern, weil sie das Buch von gestern empfehlen. Aber Bücher haben doch kein Verfallsdatum? Irgendwie inzwischen schon.
Und Thomas Manns „Zauberberg“, wenn wir schon beim Buch von vorvorgestern sind, dem Roman, mit dem sie sich während wir i h r Buch lesen, herumschlägt, echt, Christine, solche Kost muss man in jungen Jahren lesen oder gar nicht mehr. Oder man kommt zu unbilligen Ergebnissen. Und Proust muss man hören, nicht lesen. Es gibt eine ganz feine Hörausgabe davon. Ich nehme einmal an, Proust haben nicht viele Leute gelesen/gehört (muss man auch nicht), aber er hat schon mehr zu bieten als die Schilderung einer in Tee getunkten Madeleine (Gebäck aus Frankreich) und mich hat er fasziniert. Prousts Romane sind wie eine Zeichnung. Man sieht ein Gemälde einer vergangenen Epoche. Proust ist Kunst. Muss man aber nicht mögen.
Auch der Zauberberg hat mir seinerzeit gefallen. Mit Betonung auf „seinerzeit“. Das wäre heute nicht mehr so. Wenn man älter ist, wird die Lebenszeit knapp und auch die Lesezeit und man kann sich auf Wortanhäufungen nicht mehr so unbekümmert einlassen wie früher als man noch Zeit im Überfluss hatte, als man zwar intellektuell wusste, dass alle Lebenszeit eine endliche ist, aber glaubte, für einen selbst hätte diese Tatsache nichts zu bedeuten.
Lest darum die Klassiker am besten, solange ihr unter zwanzig seid, dann werdet ihr glücklich mit ihnen. Danach lasst besser die Finger davon. Querlesen bei Thomas Mann hieße, die Atmosphäre nicht in sich aufzunehmen. Und die ist das Wichtigste. Diese Morbidität. Diese Überheblichkeit. Diese Dekadenz. Jajaja. Man kann so darüber denken und so. Heutzutage lese ich keinen Thomas Mann mehr.
Fazit: Ich mag Christine Westermann, ehrlich, aber eine große Literatin ist sie meiner Meinung nach nicht. Für Vielleser ist ihr Buch überhaupt nix. Für Manchmalleser ist es nett, mehr nicht. Meine Sympathie für Westermanns Humor ist ungebrochen, aber lesen muss ich nichts mehr von ihr.
Kategorie: Launige Buchempfehlungen. Leichte Unterhaltung.
Verlag: Kiwi, 2022
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